Auf die Frage, warum sich so viele Europäer den IS-Terroristen anschliessen, gibt es neben vielen komplizierten auch eine simple Erklärung: weil es so einfach ist. Ein Flugticket in die Türkei und dann über die Landgrenze nach Syrien.
Ganz so einfach wie am Anfang ist es offenbar aber nicht mehr. Die türkischen Behörden haben reagiert und die Kontrollen an den Flughäfen erhöht. Die Dschihadisten weichen vor diesem Hintergrund vermehrt auf den Landweg aus und reisen über Bulgarien in die Türkei. Die beiden Länder teilen eine 275 Kilometer lange Grenze.
Laut dem bulgarischen Innenminister Weselin Wutschkow sind bereits «hunderte» Europäer ins Land gekommen, um von dort in die Türkei zu weiterzureisen. «Die Landroute wird immer häufiger benutzt», bestätigt ein Regierungsvertreter in Paris gegenüber AFP. Der Grenzübertritt in die Türkei sei vergleichsweise einfach, besonders nachts und im Winter.
Am 1. Januar verhaftete die bulgarische Polizei einen Bekannten der beiden Kouachi-Brüder, die den Anschlag auf Charlie Hebdo verübt haben. Fritz-Joly Joachin hatte versucht, über die Südgrenze in die Türkei zu gelangen. Seine drei Begleiter hingegen konnten ihre Busreise unbehelligt fortsetzen, wurden allerdings Tags darauf in der Türkei verhaftet.
Die bulgarischen Grenzbehörden haben bislang in die andere Richtung geschaut, ob syrische Flüchtlinge aus der Türkei ins Land kommen. Zu diesem Zweck wurde erst kürzlich ein Grenzzaun errichtet. Spätestens seit den Anschlägen in Paris kontrollieren sie auch, wer das Land verlässt.
«Vor ein paar Monaten haben die Behörden angefangen, jeden Bus zu durchsuchen», sagte ein Angestellter von Metro, dem grössten Anbieter von Busreisen von Sofia nach Istanbul. Vorher sei das nur bei verdächtigen Fahrzeugen gemacht worden.
Auch Schweizer Beamte bewachen die bulgarisch-türkische Grenze in Zusammenarbeit mit der Frontex, der Europäischen Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Aussengrenzen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union.