Der Druck ist riesig: 1:2 liegt die Schweiz gegen Australien im Davis-Cup-Halbfinal nach zwei Tagen zurück. Und nun soll es wieder einmal Roger Federer richten. Gegen Mark Philippoussis hat der Schweizer bereits einen Sieg eingefahren – es ist sein zehnter Einzelsieg im Davis Cup in Serie bei nur einem abgegebenen Satz.
Und es sieht auch gegen Lleyton Hewitt gut aus für Roger Federer. Die Weltnummer 3 führt 7:5, 6:2, 5:3 und kann den Match nach Hause servieren. Doch einer hat etwas dagegen. Sein Gegner, das Stehaufmännchen Hewitt.
Jahre bevor die Namen Nadal und Djokovic in den grossen Turnieren auftauchen, hat Roger Federer bereits einen grossen Rivalen. Der sechs Monate ältere Lleyton Hewitt wird 2001 die jüngste Nummer 1 der Welt – obwohl man Roger Federer mehr Talent nachsagt.
Der Australier besticht vor allem durch seinen Willen und ordnet dem Sieg alles unter. Er ist offensichtlich nicht auf dem Court um Freunde zu finden, sondern um zu siegen.
Dementsprechend intensiv sind die Duelle der beiden. Sowohl physisch als auch psychisch verlangen sich die beiden alles ab. Meist behält der Australier das bessere Ende für sich. Hewitt führt im Head-to-Head 6:2.
Zurück nach Melbourne: Roger Federer hat es in der Hand, mit dem eigenen Aufschlag dem Spiel ein Ende zu setzen und den grossen Rivalen endlich wieder einmal zu besiegen. Das Publikum peitscht Hewitt nochmals nach vorne und diesem gelingt tatsächlich das Break, kurze Zeit später holt sich Hewitt den dritten Satz.
Nun ist Hewitt zurück im Spiel, plötzlich gelingt ihm alles, der Satzausgleich ist Tatsache. Im entscheidenden fünften Satz hat Federer keine Chance mehr und geht 1:6 unter. Der Match ist verloren, die Schweiz verpasst den ersten Davis-Cup-Final seit 1992.
Während Hewitt jubelnd über den Platz rennt, gesteht Federer im Interview: «Meine Frustration könnte kaum grösser sein.» Zwei Monate später muss Roger Federer von zuhause aus verfolgen, wie sich Hewitt mit Australien den Davis-Cup-Sieg gegen Spanien holt.
So bitter die Niederlage für Federer war, so viel hat er offensichtlich daraus gelernt. Die nächsten 15 Begegnungen gegen Hewitt gewinnt er alle, wird im Februar 2004 zur Weltnummer 1, stellt das Head-to-Head auf 18:9 und ... den Rest kennen wir ja.