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Oberster US-Militär beruhigt: Afghanistan wird kein zweites Irak, weil die Afghanen «zäher kämpfen»

Bild: AP
Angst vor Abzug 

Oberster US-Militär beruhigt: Afghanistan wird kein zweites Irak, weil die Afghanen «zäher kämpfen»

19.06.2014, 17:2619.06.2014, 17:46
Kian Ramezani
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Viele fragen sich, aber kaum jemand spricht es aus: Wenn der Irak ohne die Hilfe Amerikas den Bach ab geht, blüht dann Afghanistan dasselbe Schicksal? Erst vor drei Wochen gab Präsident Barack Obama seine definitiven Abzugspläne bekannt. Demnach soll das Gros der US-Truppen Ende Jahr das Land verlassen. Die verbleibenden 10'000 Soldaten kehren Ende 2016 heim. 

Und dann? Überrennen die Taliban Afghanistan, wie die ISIS zuletzt den Irak? All die Jahre, all die Toten, all das Geld – umsonst? Scheitert der «gerechte» ebenso kläglich wie der «dumme» Krieg?

Selbst US-Regierungsvertreter mögen nicht ausschliessen, dass sich die Geschichte in Afghanistan wiederholen wird. «Ich kann es Ihnen nicht garantieren», sagte Verteidigungsminister Chuck Hagel am Mittwoch vor einem Senatsausschuss. «Diese Entscheidung liegt bei den Afghanen, ihrer Armee und ihrer neu gewählten Führung», sagte er gemäss AP.

Parlamentarier fordern Antworten von der Regierung. «Wir kennen diesen Film schon aus dem Irak», merkte der republikanische Senator John McCain an. Sein demokratischer Ratskollege Bob Menendez fragte, ob der Abzugsplan die Taliban nicht ermutige, bis zum Abzug «stillzuhalten» und dann zuzuschlagen.

Die Regierung Obama hält mit mehr oder weniger überzeugenden Argumenten dagegen:

Im Gegensatz zum Irak befürworten ein Grossteil der afghanischen Bevölkerung und Politiker die US-Präsenz in ihrem Land. Ausserdem haben alle Präsidentschaftsanwärter versprochen, das Sicherheitsabkommen mit den USA zu unterzeichnen. Dieses sichert amerikanischen Soldaten Immunität zu und ermöglicht so den Verbleib einer Resttruppe bis 2016. An der Immunität war ein identisches Abkommen im Irak gescheitert.  

Armeechef Martin Dempsey und Verteidigungsminister Chuck Hagel am Donnerstag vor dem Senatsausschuss.
Armeechef Martin Dempsey und Verteidigungsminister Chuck Hagel am Donnerstag vor dem Senatsausschuss.Bild: Reuters

Ein bisschen verzweifelt mutet die Argumentation von US-Generalstabschef Martin Dempsey an: Er hält die afghanischen Soldaten für «zähere Kämpfer» als die Iraker. Gleichzeitig räumte er ein: «Am Ende des Tages sind Sicherheitskräfte nur so gut wie die Behörde, die sie befehligt, und das ist die Regierung.»

Es war am demokratischen Abgeordneten Adam Schiff, in einem Interview an die letztlich unumgängliche Wahrheit zu erinnern: «Ich denke nicht, dass wir auf alle Ewigkeit die Besatzer Afghanistans sein wollen.» Ob 2014, 2016 oder zu einem späteren Zeitpunkt – irgendwann werden sich die USA aus dem Land zurückziehen. Was dann passiert, das mögen sie nicht mehr beeinflussen können – einen Rest Verantwortung dafür werden sie trotzdem tragen.

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