Kurz nach dem Massaker in Las Vegas sorgt in den USA wieder ein Blutbad für Entsetzen. Diesmal eröffnet ein Mann das Feuer in einer Kirche im texanischen Sutherland Springs. Bei dem Massaker kamen 26 Menschen ums Leben.
Nach Angaben der Behörden hatte die Tat keinen politischen Hintergrund, sondern wurzelte in einem Familienstreit. Der Täter hatte persönliche Beziehungen in die Gemeinde.
Die Tat sei nicht rassistisch oder religiös motiviert gewesen, sagte der Regionaldirektor des texanischen Ministeriums für öffentliche Sicherheit, Freeman Martin. Vielmehr wurzle sie in einer «häuslichen Situation» in der Familie des Täters.
Der Mann habe Textnachrichten mit «Drohungen» abgesetzt. Er sei wütend auf seine Schwiegermutter gewesen. Diese habe die Baptistenkirche in dem Dorf Sutherland Springs regelmässig besucht. Näher wollte sich Martin dazu aber nicht äussern. Laut Medienberichten hielten sich die Schwiegereltern des Täters zum Zeitpunkt des Massakers nicht in der Kirche auf.
Auch die Ex-Frau des Täters habe den Gottesdienst dort jeweils besucht, sagte der örtliche Sheriff Joe Tackitt am Montagmorgen (Ortszeit) mehreren US-Sendern. Am Sonntag, als die Tat passierte, seien sie aber nicht in der Kirche gewesen, fügte Tackitt gegenüber den Sendern NBC und CBS hinzu.
Während eines Sonntagsgottesdienstes hatte der Angreifer 26 Menschen erschossen. Etwa 20 Verletzte seien in Spitäler gebracht worden, sagte der Gouverneur des US-Bundesstaates, Greg Abbott. Die Opfer sind den Angaben zufolge zwischen 5 und 72 Jahre alt. 23 Tote wurden in der Kirche gefunden, zwei davor. Ein weiteres Opfer starb Behördenangaben zufolge später im Spital.
Abbott hielt es für unwahrscheinlich, dass der Täter den Ort der Bluttat zufällig ausgewählt hat. Nach und nach kämen Informationen ans Licht, warum er die Kirche wählte, sagte Abbot NBC. «Diese Informationen könnten heute oder morgen herauskommen, aber ich glaube nicht, dass dies ein zufälliger Amoklauf war.»
Der 26-Jährige soll sich nach der Tat selbst erschossen haben. Er richtete eine Waffe gegen sich, nachdem er auf der Flucht von einem bewaffneten Bürger angeschossen worden war, wie mehrere US-Sender unter Berufung auf Tackitt berichteten.
Nach Angaben der US-Luftwaffe hatte der Täter auf einem Stützpunkt im Bundesstaat New Mexico gedient. Eine Sprecherin der US-Luftwaffe sagte dem Sender, ein Militärgericht habe den heute 26-jährigen Mann im Jahr 2012 wegen Angriffen auf seine Frau und das gemeinsame Kind verurteilt. Zwei Jahre später sei er aus der Luftwaffe entlassen worden.
Nach Behördenangaben wurde der Täter gegen 11.20 Uhr (Ortszeit) zunächst an einer Tankstelle der Ortschaft gesehen. Er ging dann über die Strasse zur Kirche und begann noch draussen, mit einem Gewehr zu schiessen. Nach Behördenangaben starben dabei zwei Menschen, danach sei der Schütze in die Kirche gegangen und habe weiter gefeuert.
Ein Anwohner habe dann nach seiner Waffe gegriffen, sagte Freeman Martin. Der Täter habe das Gewehr fallen gelassen und sei geflohen. In seinem Auto fand die Polizei mehrere Waffen. Nach Darstellung des Gouverneurs handelt es sich um die schlimmste Tat eines einzelnen Schützen in der Geschichte des Bundesstaates Texas.
Zu den Todesopfern zählt die 14-jährige Tochter des Pastors der Gemeinde, Annabelle Pomeroy. Das bestätigte der Geistliche selbst. Er und seine Frau hielten sich demnach zum Zeitpunkt der Tat nicht in Sutherland Springs auf.
Der kleine Ort liegt rund 50 Kilometer südöstlich von San Antonio und hat nur mehrere hundert Einwohner. Wie es hiess, kommen im Durchschnitt 50 Menschen zum sonntäglichen Gottesdienst. Die First Baptist Church sei das Zentrum der kleinen Gemeinde, sagten Einwohner US-Medien.
Das Blutbad, nur wenige Wochen nach dem Massaker in Las Vegas mit 58 Toten und wenige Tage nach der jüngsten Terrorattacke in New York mit acht Todesopfern, löste neues Entsetzen und erneut eine Debatte über die Waffengesetzgebung in den USA aus.
Ex-Präsident Barack Obama twitterte: «Wir trauern mit allen Familien in Sutherland Springs, die von diesem Akt des Hasses getroffen wurden (...).» Zugleich sprach er sich - wie bereits während seiner Amtszeit - für schärfere Waffengesetze aus. «Möge Gott uns allen die Weisheit geben, um zu fragen, welche konkreten Schritte wir unternehmen können, um die Gewalt und die Waffen unter uns zu reduzieren.»
US-Präsident Donald Trump verurteilte den Angriff als «entsetzliches» Verbrechen und eine «Tat des Bösen». Auf ein Waffenproblem in den USA führte er die Tat nicht zurück: «Wir haben viele Probleme mit geistiger Gesundheit in unserem Land», aber im vorliegenden Fall gebe es kein Problem mit Schusswaffen, sagte Trump während seines Besuchs in Japan. (sda/dpa/afp)