An der Ostküste Australiens sind nach heftigen Regenfällen ganze Ortschaften überflutet und teilweise von der Aussenwelt abgeschnitten. Bis zu 50'000 Personen sind betroffen. Besonders prekär ist die Lage in den Kleinstädten Taree in der Weinregion Hunter Valley und Wingham in der Region Mid North Coast. Das Hochwasser-Gebiet liegt rund 300 Kilometer nördlich von Sydney. Tausende Menschen sind ohne Strom.
Der Manning River, der durch die Region fliesst, stieg auf ein Rekordlevel von mehr als sechs Metern – und überschritt damit den bisherigen Höchststand aus dem Jahr 1929, wie der Sender 9News berichtete. Andrew Gissing, Geschäftsführer von Natural Hazards Research Australia, sagte gegenüber dem britischen Guardian, dass Überschwemmungen in diesem Ausmass entlang des Manning River im Durchschnitt alle 500 Jahre auftreten würden. Die Behörden befürchten, dass das Wasser wegen immer neuer Niederschläge noch weiter anschwellen wird.
Der Fernsehsender ABC sprach von «Überschwemmungen beispiellosen Ausmasses» und zeigte Bilder von Menschen, die von Einsatzkräften mit Hubschraubern und Booten von ihren Dächern gerettet werden mussten. Den Behörden zufolge gab es bereits Hunderte solcher Einsätze. Die Notdienste waren mit rund 1600 Helfern und mindestens neun Helikoptern im Einsatz.
Eine ABC-Reporterin vor Ort sprach von dramatischen Szenen. Neben dem Regen wehe auch ein starker Wind, und es sei eiskalt. «Einige der Menschen, die in Sicherheit gebracht wurden, haben geweint und ihre Retter umarmt», sagte sie. Viele Betroffene zitterten vor Kälte und würden in Krankenwagen betreut.
Manche Anwohner warteten jedoch die ganze Nacht vergeblich auf Rettung. Der Sender 9News sprach mit einer Frau, die seit rund zwölf Stunden mit ihrer Familie auf dem Dach ihres Hauses ausharrte, während unter ihr meterhohe braune Wassermassen vorbeiflossen. «Es ist eine wirklich gefährliche Situation, weil uns der Fluss von allen Seiten umgibt», sagte sie. «Wir wollen einfach nur gerettet werden.»
Ein anderer Betroffener, der am Manning River lebt, sagte: «Man sieht nur noch Wasser, so weit das Auge reicht.» Der Fluss habe auch unzählige Bäume und Gegenstände mitgerissen, darunter Heuballen und Kühlschränke.
Mehr als 80 Schulen blieben zunächst geschlossen. Meteorologen sagten derweil bis Freitag weitere heftige Niederschläge voraus. Der staatliche Wetterdienst warnte vor «lebensgefährlichen Sturzfluten» in einigen Regionen. (sda/dpa mit Ergänzungen von lzo)