Von zu Hause ausziehen ist ein grosser Schritt. Plötzlich geht viel Geld für Miete, Essen und Versicherung drauf. Die Wäsche wäscht sich nicht von alleine und irgendwie braucht es für alles eine Versicherung. Im Schnitt sind junge Erwachsene in der Schweiz zu diesem Zeitpunkt etwa 24 oder 25 Jahre alt.
Sie haben also schon einige Jahre gearbeitet oder ein Studium abgeschlossen und stehen somit finanziell mehr oder weniger auf eigenen Beinen. Beim Umzug, Lampen aufhängen und jeglichen Fragen zu Versicherungen und Steuern helfen auch noch Jahre später oft die Eltern. Und mit der Zeit pendelt sich sowieso alles irgendwie ein.
Ganz anders geht es Careleavern. Das sind Kinder und Jugendliche, die im Heim oder in einer Pflegefamilie aufwachsen. In den meisten Kantonen müssen sie mit 18 Jahren aus der Institution ausziehen, in der sie aufgewachsen sind. Der Grund: Ihr Fürsorgevertrag und somit die Finanzierung ihres Platzes endet dann. Unabhängig davon, ob sie sich ein eigenständiges Leben überhaupt leisten können.
Auf eine stabile Herkunftsfamilie und eine dortige Unterstützung können die Jugendlichen in den meisten Fällen ebenfalls nicht zurückgreifen. Viele kämpfen mit finanziellen Problemen, werden teils sogar obdachlos und fühlen sich im Stich gelassen.
Eine von ihnen ist Carmen. Mit fünf Jahren kam sie ins Heim, mit 18 musste sie es verlassen. «Plötzlich stehst du mit nichts da», erzählte die 23-Jährige gegenüber watson. Warum sie sich dadurch extrem alleine gelassen gefühlt hat und auf wen sie wütend war, erzählt sie im Video.