Die Bank of China drückt sich glasklar aus: Virtuelle Währungen seien keine «richtigen Währungen», liess sie kürzlich verlauten, und «sie sollten und können nicht wie Währungen im Markt verwendet werden». Die Folgen dieser Verlautbarungen folgten auf dem Fuss, Bitcoin und andere Kryptowährungen verloren bis zu 40 Prozent an Wert.
Der Crash der Kryptos wirft einmal mehr die Frage auf: Wozu brauchen wir sie überhaupt? Ob Comedian Bill Maher oder Paul Krugman, Nobelpreisträger für Ökonomie, beide kommen zum gleichen Schluss: Wer kein chinesischer Spekulant oder russischer Mafiosi ist, hat keinen Grund, sich Kryptos anzuschnallen. In seiner jüngsten Kolumne in der «New York Times» stellt Krugman denn auch fest:
Wären Kryptos ein Hobby von Technofreaks und libertären Anarchisten – vergessen wir nicht: Cypherpunks haben Bitcoins erfunden –, dann würden sich weder Zentralbanker noch Nobelpreisträger für sie interessieren. Selbst der Boom der Währungen – der Bitcoin-Kurs hat trotz des Crashes im laufenden Jahr rund 300 Prozent zugelegt – bereitet ihnen keine Bauchschmerzen.
Was die Zentralbanker umtreibt ist die Tatsache, das die Kryptos mittlerweile Teil eines Schatten-Finanzsystems geworden sind, das im Begriff ist, das offizielle System zu unterwandern. In seinem Buch «Das Ende des Geldes, wie wir es kennen» stellt der deutsche Finanzjournalist Alexander Hagelüken fest:
Tatsächlich ist die Bank of China nicht nur auf Kriegspfad mit den Kryptos. Sie hat auch Jack Ma zurückgepfiffen. Der Gründer von Alibaba – die chinesische Antwort auf Amazon – wollte sein Imperium auf den Finanzsektor ausdehnen. Zu diesem Zweck gründete er die Ant Group, eine Art Eier-legende-Wollmilch-Sau der Finanzindustrie.
Ant war in kürzester Zeit sehr erfolgreich. Deshalb wollte Ma das Unternehmen im vergangenen Herbst an der Börse platzieren. Es wäre der zweitgrösste Börsengang aller Zeiten geworden – hätte die chinesische Regierung nicht interveniert.
Dass Ma abschätzige Sprüche über chinesische Banken gemacht hat, hat ihm dabei nicht wirklich geholfen. Doch primär hat die Bank of China erkannt, dass Ant zu einer Bedrohung für das offizielle Finanzsystem geworden ist. Daher hat sie den Stecker gezogen. Nun muss Ma die Ant Group so reorganisieren, dass sie der Zentralbank nicht mehr gefährlich werden kann.
Auch andere Zentralbanker verfolgen die jüngsten Entwicklungen des Finanzsystems mit wachsender Sorge. Nicht nur die Blockchain-Technologie stellt das traditionelle Geld in Frage. Die Coronakrise hat Bargeld weiter zurückgedrängt und verschiedenste Formen von digitalem Geld gefördert. So stellte der «Economist» jüngst fest:
Mark Zuckerberg war es denn auch, der die Zentralbanker rüde aufgeweckt hat. Seine Ankündigung, Libra zu gründen und diese Währung über sein Facebook-Netz zu vertreiben, löste Schockwellen aus. Libra ist gedacht als digitales Geld auf der Grundlage von traditionellen Währungen.
Libra wurde im Juni 2019 angekündigt. «Das war ein wirklicher Schock für die internationale Geld-Gemeinschaft», erklärt Jean-Pierre Landau, ein ehemaliger Direktor der französischen Nationalbank im «Economist».
Die Angst der Zentralbanker vor einem Schatten-Finanzsystem hat gute Gründe. Mit ihrer Geldpolitik sorgen sie nicht nur für Stabilität des internationalen Finanzsystems. Sie lenken damit auch die reale Wirtschaft. Ohne die massiven Interventionen der Zentralbanken wäre die globale Wirtschaft wahrscheinlich schon nach der Finanzkrise 2008/09, spätestens jedoch derzeit wegen der Pandemie in eine tiefe Depression gestürzt.
Den Anhängern der Kryptos ist dies entweder egal, oder sie sind gar erklärte Gegner dieser Geldpolitik. Die Bitcoin-Gemeinde etwa stützt sich auf die Thesen von Ludwig von Mises und Friedrich Hayek. Die beiden Begründer der «österreichischen Schule» sehen in den Zentralbanken schädliche, ja gar sozialistische Institutionen, welche das Spiel des freien Marktes stören. Von Mises und Hayek plädieren daher für einen Goldstandard, und auch die Bitcoin-Gemeinde bezeichnet ihre Währung gerne als «digitales Gold».
Schon vor hundert Jahren bezeichnete John Maynard Keynes den Goldstandard als «barbarisches Relikt». Heute wäre für eine überwiegende Mehrheit der Ökonomen die Rückkehr zum Goldstandard eine Katastrophe. «Wenn der Zahlungsverkehr, Sparkonten und Kredite in private digitale Bereiche abwandern, dann bekommen die Zentralbanken Mühe, die Wirtschaft während einer Krise zu beeinflussen», stellt der «Economist» fest.
Deshalb gehen die Zentralbanker in die Gegenoffensive. Sie denken laut darüber nach, eine eigene, digitale Währung zu lancieren. Ein digitaler Renminbi, Dollar und Euro sind in den Bereich des Möglichen gerückt – auch ein digitaler Franken. Am Pfingstwochenende erklärte Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank, gegenüber der «NZZ»: «Wir beschäftigen uns aber intensiv mit dem Thema (E-Franken). Wir testen zurzeit, ob tokenbasiertes Zentralbankgeld für Banken die Effizienz im Finanzsystem erhöhen könnte.»
Top, Danke...
Die Relität ist, dass viele auf der Bank 0.0% Zins bekommen für ihr hart erarbeitetes Geld. An den Börsen fressen die Gebühren und Regeln den kleinen Mann ebenfalls auf, während sich die Oberschicht die Taschen füllt. Schade ne...
die einen Räuber mögen ganz einfach die anderen, neuen Räuber nicht.
Das Wort Räuber können wir austauschen durch Geldadel, Staatsmafia, Ausbeuter, Diebe, Bankrottverschlepper, Misswirtschaftsgünstlinge... die Liste ist lang.