Die vermeintliche Trendwende war von kurzer Dauer: Die Schweizer Börse hat am Mittwoch nach ihrer Erholung am Vortag schon wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Der Leitindex SMI lag am Mittag um 1,65 Prozent im Minus bei 8608,03 Punkten.
Allerdings hat der SMI einen Teil noch grösserer Verluste aus der Eröffnungsphase wieder aufgeholt. Das Geschehen hat sich dabei in der letzten Handelsstunde etwas beruhigt. Für einmal waren es in der Schweiz vor allem die beiden Pharma-Aktien Novartis (-2,6 Prozent) und Roche (2,5 Prozent), die tiefer notierten und mit ihrer grossen Gewichtung den Gesamtmarkt nach unten ziehen.
Weitere Aktien mit überdurchschnittlichen Abgaben sind konjunkturabhängige Titel wie jene von Lonza (-1,5 Prozent), Richemont (-1,8 Prozent) oder LafargeHolcim (- 2,2 Prozent). Am stärksten unter die Räder gerieten die Aktien des Ölförderungsunternehmens Transocean mit einem Minus von 10 Prozent. Für den Absturz ist aber weniger der Gesamtmarkt, als vielmehr eine in Aussicht gestellte Nennwertreduktion und Dividendenstreichung verantwortlich.
Allgemein wird damit gerechnet, dass die hohe Volatilität in unmittelbarer Zukunft noch anhalten dürfte. Das Börsensentiment sei zwar daran, sich etwas zu stabilisieren, heisst es beispielsweise in einer Markteinschätzung der Credit Suisse, allerdings blieben die Aktienmärkte anfällig.
Die «enorm hohe Finanzmarktvolatilität» habe das Anlagekomitee der Bank veranlasst, die Anlagestrategie zu überprüfen. Zwar sei nach der Korrektur wieder etwas Wertpotential vorhanden und die zyklischen Faktoren seien für Aktien noch immer positiv, das charttechnische Bild sei aber nach wie vor neutral, da sich viele Märkte auf kritischen technischen Niveaus befänden.
Der deutsche Leitindex Dax, der am Vortag fünf Prozent gewonnen hatte, rutschte erneut unter die psychologisch wichtige Marke von 10'000 Punkten. Er fiel um bis zu 2,7 Prozent auf 9853 Zähler. Gegen Mittag lag er noch 1,4 Prozent im Minus, der EuroStoxx50 gab 1,5 Prozent nach.
In China konnte die überraschende Zinssenkung die Aktienanleger in Fernost nur kurzzeitig beruhigen. Der Leitindex der Börse Shanghai ging 1,3 Prozent tiefer bei 2926 Zählern aus dem Handel, nachdem der Index in einem stark schwankenden Handel zeitweise mehr als vier Prozent im Plus gelegen hatte.
Seit Monatsbeginn hat die Furcht vor einem Konjunktureinbruch in China den Leitindex bereits um rund 19 Prozent einbrechen lassen. In Tokio dagegen kletterte der Nikkei-Index um 3,2 Prozent auf 18'376 Punkte. An er der Wall Street hatte sich der weltweit bekannteste Aktienindex Dow Jones Industrial am Dienstag zunächst erholt, war dann aber im späten Handel erneut deutlich ins Minus gerutscht.
Am Mittwoch griff Chinas Zentralbank der Wirtschaft mit weiteren geldpolitischen Massnahmen unter die Arme. Die Währungshüter stützten am Mittwoch den Interbanken-Geldmarkt mit sogenannten kurzfristigen Liquiditätsgeschäften (SLO) in der Höhe von 140 Milliarden Yuan, umgerechnet rund 20 Milliarden Franken.
Diese Kredite werden nach sechs Tagen fällig und haben einen durchschnittlichen Zinssatz von 2,3 Prozent, wie die Notenbank auf ihrer Internetseite mitteilte. Die Notenbank hatte die SLOs 2013 eingeführt, um ihren geldpolitischen Werkzeugkasten zu erweitern.
Mit der überraschenden Lockerung der Geldpolitik hatte Chinas Regierung ihre Strategie zur Stabilisierung der Märkte geändert, nachdem die Interventionen und Stützungskäufe an den seit Mitte Juni einbrechenden Aktienmärkten über Wochen wenig Erfolg gezeigt hatten.
(sda/dpa/reu/awp)