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Studie: Fussball-WM wird Brasiliens Wirtschaft kaum ankurbeln

Bestenfalls ein paar Wochen eine gute Stimmung bringt die WM Brasilien.Bild: Getty Images South America
Bestenfalls eine gute Stimmung

Studie: Fussball-WM wird Brasiliens Wirtschaft kaum ankurbeln

Fussball-Weltmeisterschaften lohnen sich in erster Linie für die FIFA. Der Sport-Monopolist schöpft dabei nahezu sämtliche direkten Gewinne ab. Für die Gastgeber bleibt nur die Hoffnung auf positive Image-Effekte.
13.05.2014, 16:2113.05.2014, 16:56

Brasilien kann einer Studie zufolge nicht mit einem grösseren wirtschaftlichen Aufschwung durch die bevorstehende Fussball-Weltmeisterschaft rechnen. Die WM bringe dem Gastgeberland bestenfalls eine gute Stimmung, urteilen die Autoren einer am Dienstag in Frankfurt veröffentlichten Analyse der Berenberg-Bank und des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI). Der gesamtwirtschaftliche Effekt bleibe bei derartigen Grossereignissen dagegen vernachlässigbar gering.

Sieben Stadien hat Brasilien für die WM neu erbaut. Das Beira Rio Stadion in Porto Alegre wurde renoviert.Bild: Getty Images South America
Das Mane Garrincha Stadion, das Nationalstadion in Brasilia, kostete rund 250 Millionen.
Das Mane Garrincha Stadion, das Nationalstadion in Brasilia, kostete rund 250 Millionen.Bild: Getty Images South America

Die direkten Gewinne schöpfe der als Monopolist auftretende Weltfussballverband FIFA nahezu komplett ab, sodass Gastgeber Brasilien auf sogenannte weiche Faktoren hoffen müsse. Diese seien aber gerade für Schwellenländer von grosser Bedeutung, sagte HWWI-Volkswirt Henning Vöpel: «Eine reibungslos organisierte WM kann ein wichtiges Signal an potenzielle Investoren sein. Intern kann die WM zumindest kurzfristig zu mehr Zusammenhalt und Stolz in der Bevölkerung beitragen.»

Die Kosten-Nutzen-Rechnung geht nicht auf

Das fussballbegeisterte Brasilien, dem eine hohe Inflation, soziale Ungleichheit und Korruption zu schaffen macht, verbindet grosse Hoffnungen mit dem Ereignis, das am 12. Juni angepfiffen wird. Das Land schätzt die Tourismuseinnahmen im Zuge der WM auf 5,5 Milliarden Dollar – zum Vergleich: Der Karneval in Rio spült jährlich 3,2 Milliarden Dollar in die Tourismuskasse. 

Für Bauarbeiter gibt es derzeit Arbeit genug.Bild: Getty Images South America
Hier entstehen Zimmer für Touristen. Brasilien hofft auf mehr als fünf Milliarden Dollar Tourismus-Einnahmen.
Hier entstehen Zimmer für Touristen. Brasilien hofft auf mehr als fünf Milliarden Dollar Tourismus-Einnahmen.Bild: Getty Images South America

«Die im Vorfeld eines Grossereignisses erstellten Kosten-Nutzen-Analysen überzeichnen regelmässig die positiven Effekte», erläuterte Vöpel. Dagegen stünden geschätzte zehn Milliarden Dollar an Investition für die Fussball-WM, die auch in der brasilianischen Bevölkerung massiv kritisiert werde. Es werden stattdessen mehr Ausgaben für Bildung und Gesundheit gefordert.

Hoffnung auf mehr Zusammenhalt in der Bevölkerung

Aber auch die Kosten für die WM seien wirtschaftlich nur von geringer Bedeutung, so Berenberg-Volkswirt Quitzau: Die zehn Milliarden Dollar entsprächen etwa einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts – die öffentlichen Ausgaben für Bildung und Gesundheit machten rund 15 Prozent aus.

Im Februar demonstrierten Tausende gegen die immensen Staatsausgaben. Rund 230 Menschen wurden bei den Protesten verhaftet. Bild: Getty Images South America
Investitionen in Sicherheit, Bildung und Gesundheit fordern diese Demonstranten in Rio de Janeiro.
Investitionen in Sicherheit, Bildung und Gesundheit fordern diese Demonstranten in Rio de Janeiro.Bild: Getty Images South America

Eine gut organisierte WM und ein entsprechender Erfolg der eigenen Mannschaft könne sicher Werbung für den Standort Brasilien sein und auch zu mehr Zusammenhalt und Stolz in der Bevölkerung beitragen – ähnlich habe Südafrika von der Fussball-WM profitiert. «Die Ausrichtung eines Grossevents ersetzt aber keine gute Wirtschaftspolitik», sagte Quitzau. Brasiliens Chancen auf den Titelgewinn seien jedenfalls grösser als eine schnelle Lösung seiner wirtschaftlichen Probleme. (rar)

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