Auf den ersten Blick kommt das Urteil gegen die einstige Vorzeigeunternehmerin Elizabeth Holmes, das zwölf Geschworene am Montag in einem Bundesgericht in San Jose (Kalifornien) fällten, einem Erfolg für die Beschuldigte gleich. In vier der elf Anklagepunkte wurde die einstige Chefin des Technologiekonzerns Theranos freigesprochen. In drei weiteren Anklagepunkten konnten sich die Geschworenen auch nach 50 Stunden – so lange dauerten die Beratungen hinter verschlossenen Türen – nicht auf ein Urteil einigen.
Der Eindruck aber täuscht. Denn die Geschworenen sprachen Holmes, nach einem Monsterprozess, der 15 Wochen lang dauerte, eben auch in vier Anklagepunkten für schuldig. Demnach sahen es die Geschworenen als erwiesen an, dass die einstige Multi-Milliardärin eine Reihe von Theranos-Investoren gezielt um etwas mehr als 144 Millionen Dollar geprellt hatte, in dem sie Lügen über das von ihr gegründete Unternehmen erzählte.
Unter den betrogenen Menschen befand sich auch die Familie der ehemaligen Bildungsministerin Betsy DeVos, die im Kabinett von Präsident Donald Trump gedient hatte. Der Betrug flog auf, nachdem der Journalist John Carreyrou im «Wall Street Journal» eine Reihe kritischer Artikel publiziert hatte – und das, obwohl der Besitzer der Wirtschaftszeitung, Rupert Murdoch, zu den Theranos-Investoren gehörte.
Nun droht Elizabeth Holmes, dem einstigen Wunderkind des Silicon Valley, das angetreten war, das Geschäft mit Bluttests zu revolutionieren, eine Gefängnisstrafe von bis zu 80 Jahren. Das Strafmass wird in einem nächsten Schritt von Bundesrichter Edward Davila festgesetzt.
Holmes hatte im Prozess ihre Unschuld beteuert; die charismatische Frau, die mit ihrer auffällig tiefen Stimme auch prominente «Elder Statesman» wie George Shultz und Henry Kissinger eingewickelt hatte, nahm während des Prozesses mehrere Tage lang im Zeugenstand Platz. Sie behauptete dabei, sie habe Investoren nie hinters Licht geführt, obwohl doch intern bekannt war, dass die Theranos-Maschinen nicht, wie grossmundig versprochen, das lukrative Testgeschäft revolutionieren würden.
Holmes stellte sich vielmehr auf den Standpunkt, Theranos habe sich verhalten wie andere Start-Up-Unternehmen im Silicon Valley auch: Nötigenfalls müsse man eben erzwungenen Optimismus und gute Laune verbreiten, bis es mit der Produkte-Lancierung endlich klappt. «Fake it till you make it», lautet die entsprechende Formulierung in der amerikanischen Umgangssprache. Dass Patientinnen dabei falsche Testresultate erhielten, weil die Theranos-Maschinen nicht funktionierten, daran schien sich Holmes nicht zu stören.
Holmes behauptete zudem, dass sie von ihrem langjährigen Liebhaber und Geschäftspartner Ramesh «Sunny» Balwani sexuell misshandelt worden sei. «Er zwang mich dazu, Sex mit ihm zu haben, wenn ich es nicht wollte, weil er mich wissen lassen wollte, dass er mich immer noch liebte», sagte Holmes im Zeugenstand unter Tränen. Sie habe den Fehler gemacht, Balwani zu vertrauen, ergänzte eine ihrer Anwältinnen. Balwani weist die Vorwürfe seiner ehemaligen Freundin zurück; der heute 56-Jährige wird sich bald auch vor Gericht verantworten müssen.
Holmes reagierte auf die Urteilsverkündigung gelassen. Ihre Anwälte werden wohl Berufung gegen den vierfachen Schuldspruch einlegen. Sie bleibt vorderhand auf freiem Fuss. Das Gerichtsgebäude in San Jose verliess Holmes an der Seite ihres Mannes, mit dem sie seit Sommer 2021 ein gemeinsames Kind hat. (bzbasel.ch)
Reiche Investoren übers Ohr hauen? Ab in den Kerker!
Die Lektion hier ist klar: Solange du nicht der Elite auf die Füsse tritts kannst du arme Schlucker zu zehntausenden übers Ohr hauen und durchaus auch ins Grab bringen.