Wirtschaft
International

Wirecard-Kurzzeit-Chef stützt Anklage

Wirecard-Kurzzeit-Chef stützt Anklage

26.04.2023, 12:59
Mehr «Wirtschaft»
Bei privaten Gesch
Bild: sda

Im Wirecard-Prozess hat der Kurzzeit-Nachfolger des angeklagten Ex-Vorstandschefs Markus Braun die Zweifel an der Existenz der seit drei Jahren vermissten Milliarden untermauert.

Die Bankbestätigungen über Treuhandguthaben von 1.9 Milliarden Euro seien ihm sofort suspekt gewesen, berichtete der US-Manager James Freis am Mittwoch vor dem Landgericht München I.

Der Wirecard-Aufsichtsrat hatte Freis im Frühjahr 2020 in den Vorstand berufen. Eigentlich sollte der Jurist seinen Posten am 1. Juli antreten und für Rechtstreue zuständig sein. Weil sich die Anzeichen für Bilanzmanipulation jedoch schnell verdichteten, hatte Freis seinen neuen Job dann schon vorzeitig am 18. Juni angetreten.

Einen Tag später trat Braun zurück, Freis wurde so innerhalb eines Tages zum neuen Vorstandsvorsitzenden. Wenige Tage später folgte unter Freis' Regie das Eingeständnis, dass die 1.9 Milliarden nicht auffindbar waren, und schliesslich die Insolvenz.

Mehrere Merkwürdigkeiten

Nach Freis' Worten hatte Braun noch am 18. Juni bekundet, dass das Geld sehr wahrscheinlich existiere. Freis liess sich als eine seiner ersten Amtshandlungen die Bankbestätigungen der zwei philippinischen Banken vorlegen, auf denen das Geld angeblich lagerte.

Laut Freis' Zeugenaussage gab es mehrere offensichtliche Merkwürdigkeiten: Demnach hatte Wirecard nie Gebühren oder Verwahrzinsen für die Konten gezahlt, die meisten Beträge waren glatt. «Das war wirtschaftlich unvorstellbar.»

Angeblich 400 Millionen per Handy überwiesen

Auf einem der Konten war zudem eine Handy-Überweisung von 400 Millionen Euro verbucht. Dass eine derartige Summe per Mobiltelefon überwiesen werde, habe er noch nie gehört, sagte Freis.

Der Manager ist Fachmann für Wirtschaftsverbrechen, ehedem war der Manager als leitender Beamte im US-Finanzministerium für die Bekämpfung von Geldwäsche und Finanzkriminalität zuständig. Nach der Pleite Ende Juni 2020 übernahm der Insolvenzverwalter das Ruder.

Im grössten Betrugsfall der deutschen Nachkriegsgeschichte sind Freis' Vorgänger Braun und zwei weitere frühere Wirecard-Manager wegen des Verdachts des gewerbsmässigen Bandenbetrugs angeklagt. Laut Anklage sollen sie seit 2015 die Wirecard-Bilanzen gefälscht und kreditgebende Banken um 3.1 Milliarden Euro geschädigt haben. (aeg/sda/awp/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
«Würde einiges erklären»: Biden witzelt über Trumps Desinfektionsmittel-Aussage
US-Präsident Joe Biden hat gegen seinen Konkurrenten Donald Trump gestichelt und über eine mittlerweile berühmt-berüchtigte Aussage seines Vorgängers über Desinfektionsmittel im Kampf gegen das Coronavirus gespottet.

«Ich werde nie vergessen, wie er über die Pandemie gelogen und den Amerikanern geraten hat, Bleichmittel in ihre Haut zu injizieren», sagte Biden am Dienstagabend (Ortszeit) bei einer Rede während der Gala einer Nichtregierungsorganisation.

Zur Story