Was Geopolitik betrifft, gilt «New York Times»-Kolumnist Thomas Friedman als einer der einflussreichsten Journalisten der Gegenwart. Regelmässig besucht er daher auch China. Gerade eben ist er aus Shanghai zurückgekehrt – und war tief beeindruckt: «Ich habe soeben die Zukunft gesehen. Sie befindet sich nicht in Amerika», betitelte er daher seine Kolumne.
Besonders beeindruckt war Friedman vom Campus des Tech-Konzerns Huawei. Dieses Unternehmen war lange Zielscheibe von amerikanischen Repressionen. Washington drohte allen Staaten mit heftigen Sanktionen, sollten sie ihr Mobilfunknetz mit der chinesischen Technologie ausrüsten, und verbot den Verkauf der hochwertigsten Chips. Huawei liess sich nicht unterkriegen und feiert Erfolge wie einst im Mai. Kürzlich hat das Unternehmen sein neues, dreiteiliges Smartphone vorgestellt. Es braucht keinen Vergleich mit Apple und Google zu scheuen.
«Es macht richtig Angst, diese Entwicklung mit eigenen Augen zu verfolgen», schreibt Friedman. «Während sich Präsident Trump darauf fokussiert, in welchem Team Transgender-Athleten mittun dürfen, konzentrieren sich die Chinesen darauf, wie sie ihre Fabriken mit künstlicher Intelligenz ausrüsten können.»
Friedman ist nicht der Einzige, der einen anderen Blick auf China wirft, einen Blick, der sich nicht mit der Immobilienkrise, Jugendarbeitslosigkeit oder Überalterung befasst. Auch der «Economist» stellt in seiner jüngsten Ausgabe fest: «Trotz allen Widrigkeiten betritt China das neue MAGA-Zeitalter gefestigter als in der ersten Amtszeit von Trump.»
Allmählich scheint sich China von der endlosen Immobilienkrise zu erholen. In einzelnen Städten, in Shanghai und Nanjing beispielsweise, steigen die Preise für Eigentumswohnungen bereits wieder. Ebenso hat Präsident Xi Jinping seinen Krieg gegen die privaten Unternehmer eingestellt. Der lange verschollene Jack Ma, der legendäre Gründer von Alibaba, ist wieder in der Öffentlichkeit aufgetaucht.
Spätestens seit dem Erfolg von DeepSeek beweist China auch, dass es technologisch mit der Weltspitze mithalten kann. Nicht nur auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz, auch was die Elektromobilität betrifft, ist man mittlerweile führend. BYD hat Tesla nicht nur in Sachen Stückzahlen überholt, inzwischen ist die Firma im Begriff, dies auch mit der Batterie-Technologie zu tun. Kein Wunder hat BYD soeben seine ersten Filialen in der Schweiz eröffnet.
Notgedrungenermassen hat Xi schliesslich auch erkennen müssen, dass Chinas Weg zum Wohlstand nicht allein im Export liegen kann, schon gar nicht im Zeitalter der Handelskriege. Zwar machen die Exporte immer noch rund 20 Prozent des chinesischen Bruttoinlandprodukts aus. Doch die Regierung ergreift nun endlich wirksame Massnahmen, um den Binnenkonsum anzukurbeln.
All dies zeigt Wirkung. Während die westlichen Aktienbörsen sich am Abgrund eines Crashes bewegen, hat die chinesische Börse seit Beginn des Jahres 15 Prozent zugelegt. Ein selbstbewusstes China geht deshalb im Handelskrieg in die Offensive und will amerikanische Importe mit einem Strafzoll von 34 Prozent belegen.
Auch politisch will Peking das Eisen schmieden, solange es noch heiss ist. Während Trump mit seinen Strafzöllen nicht nur den Rest der Welt vergrault und gar Pinguine zur Kasse bitten will, startet Peking eine Charme-Offensive rund um den Globus. Dank des Wüterichs Trump hat es beste Chancen, auf Gegenliebe zu stossen.
Alles im grünen Bereich? Nicht ganz. Kumuliert hat Trump gegenüber China eine Strafzoll-Mauer in der Höhe von 64 Prozent aufgebaut. Natürlich wird dies Wirkung zeigen, zumal der US-Präsident auch die Schleichwege für chinesische Produkte über Vietnam und Malaysia geschlossen hat.
Deshalb macht sich in Europa die Angst breit, bald von chinesischen Billig-Gütern überschwemmt zu werden. Der französische Präsident Emmanuel Macron spricht bereits von «massiven Konsequenzen». Marco Carsten von der niederländischen Bank ING stellt gar fest: «Europas schlimmster Albtraum ist soeben Wirklichkeit geworden.»
In der Schweiz gibt man sich diesbezüglich gelassener. Beim Dachverband Eonomiesuisse verweist man auf das bestehende Freihandelsabkommen mit China, auf die guten partnerschaftlichen Beziehungen und die Tatsache, dass Schweizer Unternehmen primär in hoch spezialisierten Nischen tätig sind.
Der sich anbahnende Handelskrieg hat nicht nur Europa aus einem jahrelangen Koma aufgeweckt. Es ist endlich auch an der Zeit, China nicht mehr als Werkstatt für T-Shirts, Spielzeuge und Turnschuhe zu sehen. Nur auf eigene Gefahr kann man heute noch an diesem Klischee festhalten. Deshalb warnt Friedman: «Wenn man immer noch China verunglimpfen will, dann sollte man zumindest seine Hausaufgaben gemacht haben.»
Genau das ist es, was Europa und insbesondere Deutschland tun müssen. Wir sollten die USA hinter uns lassen – dort wird das nichts mehr.
Viele behaupten das schon seit Jahren, ich habe es auch mehrmals erwähnt, aber scheinbar braucht es eine Krise, damit die Menschen erkennen, was wirklich wichtig ist. Wir sind Europa, und wir schaffen das.
China ist die mächtigste Diktatur der Welt mit dem Ziel die Weltherrschaft an sich zu reissen, Menschenrechte und die Umwelt sind dabei egal.