Was derzeit an den Börsen weltweit geschieht, ist ein grausliges und sehr seltenes Schauspiel: In den USA muss der Handel zeitweise unterbrochen werden, um den ungebremsten Fall der Aktienkurse zu verhindern. Von anderen Börsenindikatoren wie dem SMI werden Verluste in zweistelliger Prozenthöhe gemeldet. Das hat es selbst in der Finanzkrise 2008/09 nicht gegeben.
Warum ist an den Finanzmärkten die Hölle los? Ausschlaggebend war die Rede an die Nation von Donald Trump. Eigentlich wollte der Präsident die Nerven der Amerikanerinnen und Amerikaner beruhigen. Erreicht hat er das Gegenteil.
Kaum wurde bekannt, dass Trump die Einreise in die USA für Europäer (ausser den Briten) per sofort verbieten will, rauschten die Aktien-Futures in den Keller. Diese zeigen die Kursentwicklung des nächsten Börsentages an.
In Europa begann das Blutbad bereits am Morgen unserer Zeit. Schon bei der Eröffnung meldeten SMI, Dax, FTSE 100 und Cac 40 Verluste von rund sechst Prozent. Hoffnungsvoll richteten sich die Blicke der Investoren nach Frankfurt. Vielleicht würde ja die neue Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, für Linderung sorgen.
Vergebens. Die EZB will nicht, wie von den Investoren erwartet, die Leitzinsen senken, sondern stellt einzig ein vages Hilfspaket in Aussicht. Das war der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: «Dem Markt wurde das Rückgrat gebrochen», sagt Masanari Takeda, Stratege bei der Nomura Bank.
Als die Börsen in den USA eröffnet wurden, rasselten die Kurse mehr als acht Prozent in die Tiefe. Deshalb wurde der Handel ausgesetzt. Die Nerven der Händler haben sich jedoch nicht wirklich beruhigt. Mark Haefele, Chief Investment Officer beim UBS Wealth Management, sagt gegenüber der «Financial Times»:
Angesichts von Trumps Kakaphonie und dem Zögern von Lagarde bleibt den Investoren nur noch Galgenhumor. «Das war die teuerste Rede in der Geschichte der Menschheit», sagt Luca Paolini, Chefstratege bei Pictet Asset Management, in Anspielung Trumps Auftritt im Oval Office in der «Financial Times».
Wohl wahr. Derzeit werden an den Börsen weltweit Werte in dreistelliger Milliardenhöhe vernichtet.
Hoffnung stirbt zuletzt.