Die «NZZ» berichtet diskret, die Credit Suisse gerate «erneut in Probleme». Die «Financial Times» spricht Klartext: «Was um alles in der Welt haben sich ein paar der grössten Banken der Welt dabei gedacht, als sie einem dubiosen Family Office, dessen Gründer eine zwiespältige Vergangenheit hat, Milliarden geliehen haben?»
Eine dieser Banken ist die CS. Sie hat, wie auch die japanische Bank Nomura und – wen erstaunt es – die Deutsche Bank einem amerikanischen Hedge Fund namens Archegos Capital viel Geld für hochspekulative Geschäfte geliehen. Wobei Hedge Fund hoch gegriffen ist. Bei Archegos handelt es sich um ein sogenanntes Family Office, eine Art private Vermögensverwaltung.
Nun hat die CS die Quittung erhalten. Die Bank warnte vor «bedeutenden Verlusten», die ihr infolge dieses Geschäfts erwachsen könnten. Insider gehen davon aus, dass «bedeutend» gleichbedeutend mit gegen vier Milliarden Franken sein könnten. Die CS-Aktie ist im Laufe des Tages um mehr als 15 Prozent eingebrochen.
Der gewaltige Verlust ist umso ärgerlicher, weil er das Resultat von Geschäften ist, von denen die CS nach der Finanzkrise die Hände lassen wollte. Verantwortlich für den Flop ist nämlich das Investmentbanking in den USA, das Geschäftsfeld also, das man zugunsten des Wealth Management zurückfahren wollte.
Was genau ist passiert? Archegos Capital ist ein amerikanischer Hedge Fund. Geleitet wird er von Bill Hwang, einem Geldmanager, der einst im legendären Tiger-Fund von Julian Robertson tätig war. Hwangs Leistungsausweis ist jedoch durchzogen. 2012 musste er eine Busse in der Höhe von 44 Millionen Dollar wegen illegaler Handelspraktiken zahlen. 2014 wurde er in Hongkong als Händler gesperrt.
Für die CS-Investmentbanker war dies offenbar kein Problem. Sie betätigten sich als sogenannte «prime broker» für seine Geschäfte. Hwang spekulierte vor allem mit Papieren des Medienkonzerns ViacomCBS und chinesischen Tech-Aktien. Als der Kurs dieser Papiere überraschend einbrach, erreichten ihn die verpönten «margin calls», will heissen, er musste Geld nachschiessen, um seine Geschäfte abzusichern.
Weil Hwang dieses Geld nicht hatte, geriet er in einen Teufelskreis: Um die «margin calls» zu bedienen, musste er rasch verkaufen. Damit entwertete er seine Papiere und er musste noch mehr und noch schneller verkaufen. Nun ist er offenbar am Ende – und die Banken gucken in die Röhre.
Hat die CS überhaupt ein Riskomanagement? Diese Frage stellt sich, wenn man sich vor Augen führt, wie leichtsinnig sich die Bank auch diesmal verhalten hat. Nochmals die «Financial Times»:
Für die CS ist dies bereits der zweite Monsterflop innert kürzester Zeit. Auch mit Greensill, einer Finanzholding, welche das an sich langweilige Lieferketten-Abrechnungs-Geschäft sexy zu machen versprach, hat sich die Bank verspekuliert. Schuld trug dabei das Assetmanagement, dessen Spitzenleute bereits ausgetauscht wurden.
In der jüngeren Vergangenheit gibt es zwei Skandale, welche die Finanzwelt in ihren Grundfesten erschütterten: der Zusammenbruch des Hedge Funds LTCM und Enron. Der Zusammenbruch von Archegos wird bereits mit LTCM verglichen, wenn auch nicht in dessen Dimension. Greensill erinnert derweil an eine Art Schmalspur-Enron, an jenen US-Energiekonzern, der zur Jahrhundertwende einen Megabetrug über die Bühne zog.
Der CS gebührt die zweifelhafte Ehre, bei Archegos und Greensill eine führende Rolle zu spielen. Langsam müssen wir uns wirklich Sorgen um die traditionsreiche Grossbank machen.
Der Aktienkurs im Nirgendwo und die Bonis so hoch wie fast nie. Ich würde sagen, die Herren bei der CS machen alles richtig....
Achtung, enthält Ironie....
Werden die Banken etwas daraus lernen? Wohl kaum. Und es gibt noch andere solche Themen. Muss jeder selbst wissen, der sich CS-Aktien kauft.
Wollen wir mal über die Tatsache reden, dass wir alle gezwungen sind, CS-Aktien in unserem PK-Portfolio zu halten und wir keinerlei Mitspracherecht haben? Sonst wär's mir ja gleich.