Meine Freundin hat sich letztens aufgeregt. Mit 45 hat sie sich, getriggert durch einen anstehenden Immobilienkauf, näher mit der Pensionskasse beschäftigt und war ziemlich ernüchtert. Das Gespräch mit ihr hat mich motiviert, mich selbst mal ein bisschen näher mit dem Thema auseinanderzusetzen. 😉
Unsere Lebenserwartung steigt stetig, bereits heute ist die Chance, 100 Jahre alt zu werden, mehr als 10-mal grösser als noch vor 105 Jahren (BFS). Gemäss einem neuen Report des World Economic Forum wird die weltweite Bevölkerung der über 60-Jährigen 2,1 Milliarden erreicht haben. Viele davon werden ihre Altersersparnisse um zwischen 8 und bis fast 20 Jahre überleben.
Dass die bestehenden Systeme mit dem gesellschaftlichen und technologischen Wandel und neuen Lebensmodellen nur schwer mithalten können und dringender Reform bedürfen, ist ein Dauerthema. Langsam tut sich auch etwas, so wird z. B. dieses Jahr die AHV21-Reform umgesetzt und über zwei BVG-Initiativen abgestimmt. Ebenso wissen wir alle, dass wir zusätzlich zu den staatlichen Systemen privat vorsorgen müssen, damit uns im Alter das Geld nicht ausgeht.
Einer der grössten Vorsorgetöpfe, den viele von uns haben, ist das angehäufte Vermögen in der beruflichen Vorsorge, der Pensionskasse. Über 1000 Milliarden Franken (2022) lagern in der Schweiz in den Pensionskassen. Irgendwie scheint uns dieses Geld aber sehr fremd zu sein, so hat die Studie von Sotomo herausgefunden, dass nur etwa 44 % der Befragten das Altersguthaben als eigenes Vermögen betrachten.
Gemäss der BFS Pensionskassenstatistik (2023) hatten wir per Ende 2022 1353 Pensionskassen in der Schweiz, deren Vermögen 1066 Milliarden Franken betrug. Die Unterdeckung stieg um fast ein Drittel auf 39,9 Milliarden Franken. Kapitalbezug ist weiterhin im Trend, 54'273 Pensionierte (+15,4 % im Vergleich zum Vorjahr) bezogen 2022 gesamthaft 13 Milliarden Franken in Form einer Kapital- oder Teilkapitalauszahlung. Der Durchschnittswert des Kapitalbezugs belief sich auf 240’291 Franken.
Gemäss dem UBS Pensionskassenbarometer erzielten die untersuchten Pensionskassen 2023 eine Rendite von 4,92 % für das Jahr 2023. Seit 2006 beträgt die annualisierte Rendite 2,96 %. Als Vergleich: Gemäss Statista verzeichnete der MSCI World Index gegen Ende 2023 einen Anstieg um 22 % gegenüber dem Vorjahr.
Rund um die Vorsorge ist einiges in Bewegung. Ab diesem Jahr tritt die AHV21 in Kraft und damit wird das Rentenalter für die Frauen erhöht. Zudem hat der Bundesrat den BVG-Mindestzinssatz angehoben, dies ist der Zinssatz, zu welchem die Vermögen in der beruflichen obligatorischen Vorsorge (obligatorisch versichert sind die Löhne zwischen der Eintrittsschwelle und dem oberen Grenzbetrag, also zwischen 22’050 und 88’200 Franken) verzinst werden müssen. Neu beträgt der Zinssatz 1,25 % (vorher 1,00 %). Die Pensionskassen können aber auch höhere Zinsen gewähren.
Der Mindestumwandlungssatz (der Satz, welcher bestimmt, wie dein Vermögen in eine Rente umgewandelt wird) bleibt vorerst bei 6,8 %. Dieser gilt für den obligatorischen Teil und würde mit der BVG-Reform auf 6 % sinken. In der Praxis ist der Umwandlungssatz deiner Pensionskasse vielleicht heute schon tiefer, da die Pensionskassen den Umwandlungssatz für den überobligatorischen Teil selbst bestimmen können und vielfach anstatt mit zwei Umwandlungssätzen (obligatorisch und überobligatorisch) mit einem sogenannten umhüllenden Umwandlungssatz rechnen. Gemäss Berechnungen von pensionskassenvergleich.ch lag der Mittelwert aller betrachteten Gemeinschafts- und Sammelstiftungen bei einem durchschnittlichen Umwandlungssatz von 5,6 Prozent.
Selbst wählen können wir unsere Vorsorgeeinrichtung in der Regel nicht, ausser du bist selbstständig oder hast eine eigene Firma, die sich einer Pensionskasse anschliesst. Trotzdem macht es Sinn, dich mit deiner beruflichen Vorsorge auseinanderzusetzen. Informationen dazu findest du in deinem Vorsorgeausweis, im Reglement und im Bericht der Pensionskasse. Hier sind einige Punkte, auf die du achten solltest:
Wer gerne mehr zur eigenen Pensionskasse erfahren möchte oder berechnen lassen will, ob sich ein Einkauf lohnt, der kann sich an die Stelle bvgauskuenfte.ch wenden, diese berät unabhängig und unentgeltlich.
Wenn du mit deiner Pensionskasse unzufrieden bist, dann kannst du dich entweder direkt an deinen Arbeitgeber oder an die Vorsorgekommission deiner Pensionskasse wenden. Weitere Möglichkeiten sind Bezüge, z. B. für Wohneigentumsförderung inkl. Hypothek oder Selbstständigkeit.
Wie habt ihr es mit der beruflichen Vorsorge, was denkt ihr, was könnte das System am meisten weiterbringen und was würdet ihr euch wünschen? Bin gespannt auf die Diskussion. 😉