Sinkende Zinsen haben die Börsen in den letzten Wochen in Hochstimmung versetzt. Gleichzeitig sorgen geopolitische Konflikte und die bevorstehenden US-Wahlen für Unsicherheit. Aber was bedeuten diese Entwicklungen konkret für deine Finanzen? Hier habe ich das Wesentliche zusammengefasst. Zudem erhältst du praktische Tipps, was du jetzt mit deinem Geld machen solltest.
In den vergangenen Wochen war das Thema Zinssenkungen in den Finanznachrichten allgegenwärtig. Zunächst wurde spekuliert, ob es 25 oder 50 Basispunkte sein würden, und dann kamen die Entscheidungen. Die US-Notenbank (Fed) senkte den Leitzins um 50 Basispunkte auf einen neuen Korridor von 4,75 bis 5,00 Prozent – eine Überraschung, die die Börsen in Feierlaune versetzte.
Auch in Europa und der Schweiz gab es Zinssenkungen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) senkte ihren Leitzins im September zum dritten Mal in Folge, und zwar um 25 Basispunkte auf 1,00 %. Hinzu kommt, dass die Inflation sowohl in den USA als auch in Europa und der Schweiz zurückgeht. In den USA sank diese im August auf 2,5 %, während sie in Europa im September bei 1,8 % lag und in der Schweiz sogar bei 0,8 %. Das Ziel der Zentralbanken, die Inflation auf etwa 2 % zu senken, ist somit nahezu erreicht.
Fast zeitgleich wurden diese Entwicklungen durch Chinas Ankündigung eines Konjunkturpakets verstärkt, was vor allem Luxusgüter-Aktien beflügelte.
Für alle mit Krediten und Hypotheken sind das gute Nachrichten: Niedrige Zinsen bedeuten günstigere Hypotheken, Konsumentenkredite und Unternehmensfinanzierungen. Wenn du über grössere Anschaffungen wie den Kauf einer Immobilie oder eines Autos nachdenkst, könnten die günstigeren Zinsen vorteilhaft sein. Es besteht allerdings oft eine gewisse Verzögerung, bis Zinssenkungen auch tatsächlich an die Konsumenten weitergegeben werden. So liegen die aktuell besten Angebote für Hypotheken gemäss Moneypark bei 1,59 % für SARON, und eine 10-jährige Festhypothek ist derzeit für etwa 1,41 % zu haben.
Auf der Kehrseite leiden die Sparkonten unter niedrigen Zinsen. Klassische Sparanlagen wie Sparkonten oder Festgeld bringen weniger Erträge ein. Laut Moneyland.ch liegt der durchschnittliche Zinssatz für Sparkonten in der Schweiz aktuell bei 0,67 %, was deutlich weniger ist als die erwartete Inflation von 1,2 % in diesem Jahr. Das bedeutet, dass dein Geld auf dem Sparkonto an Kaufkraft verliert. Einen Zinsvergleich kannst du mit diesem Vergleichsrechner machen.
Obligationen (Anleihen) spielen in einem Niedrigzinsumfeld eine besondere Rolle. Eine Anleihe ist ein festverzinsliches Wertpapier, bei dem der Emittent, oft Staaten oder Unternehmen, dem Anleihekäufer über einen bestimmten Zeitraum Zinsen zahlt. Wenn die allgemeinen Marktzinsen sinken, werden bestehende Anleihen, die höhere Zinsen bieten, wertvoller. Ihre Kurse steigen, weil ihre Zinszahlungen im Vergleich zu neuen, niedrigverzinsten Anleihen attraktiver sind.
Für alle, die bereits in Anleihen investiert haben, ist dies eine gute Nachricht. Du könntest deine Anleihen zu einem höheren Preis verkaufen und von Kursgewinnen profitieren. Wenn du hingegen neu in Anleihen investieren möchtest, solltest du dich darauf einstellen, dass die Renditen niedriger sein werden als bei früheren Investitionen. Dennoch können Anleihen in einem gut diversifizierten Portfolio weiterhin eine wichtige Rolle spielen, insbesondere als sicherheitsorientierter Teil deines Investments.
Sinkende Zinsen wirken sich auch auf den Aktienmarkt aus. In einem Niedrigzinsumfeld werden Aktien für Investoren attraktiver, da die Erträge aus festverzinslichen Anlagen wie Anleihen oder Sparkonten geringer ausfallen. Dies führt häufig dazu, dass mehr Kapital in die Aktienmärkte fliesst und die Kurse steigen. Unternehmen können ausserdem günstiger Kredite aufnehmen, was ihnen Spielraum für Investitionen in Expansion, Forschung und Entwicklung verschafft.
Defensive Branchen wie Konsumgüter (z. B. Nahrungsmittel, Getränke und Körperpflegeprodukte) sowie der Gesundheitssektor profitieren häufig von niedrigeren Zinsen. Auch zyklische und wachstumsstarke Sektoren wie Technologie und Industriewerte können profitieren, da günstige Kredite Expansionen und Investitionen fördern. Kapitalintensive Branchen wie Immobilien und Versorgungsunternehmen sind ebenfalls Nutzniesser, da sie oft hohe Kredite benötigen, um ihre Geschäftstätigkeit zu finanzieren.
Es gibt jedoch auch Risiken. Eine lang anhaltende Niedrigzinspolitik kann zu Blasenbildungen führen, da Anleger bereit sind, höhere Risiken einzugehen, um Renditen zu erzielen. Sektoren wie Rohstoffe oder Energie haben es bei sinkenden Zinsen oft schwerer, da diese Industrien von anderen Faktoren wie der globalen Nachfrage und den Rohstoffpreisen abhängen.
Zusätzlich zu den Zinssenkungen sorgen die bevorstehenden US-Wahlen für Unsicherheit auf den Märkten. Wahlen in den USA, der grössten Volkswirtschaft der Welt, haben oft weitreichende Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte. Spekulationen können zu Schwankungen führen, die sich weiter intensivieren dürften, je näher der Wahltermin rückt.
Studien zeigen jedoch, dass die unmittelbaren Auswirkungen der US-Wahlen auf die Aktienmärkte oft nur von kurzer Dauer sind. Zwar kann es in den Wochen vor und nach den Wahlen zu Schwankungen kommen, doch langfristig beruhigen sich die Märkte wieder. In den vergangenen 100 Jahren schloss der S&P 500 in 20 von 24 Wahljahren mit einem Plus. Die durchschnittliche Rendite lag bei 7,5 %, während sie in Nicht-Wahljahren bei 8 % lag – ein nur geringfügiger Unterschied.
Langfristig betrachtet sind also die Zinsen und wirtschaftlichen Entwicklungen wie Inflationsrate und Arbeitslosenquote wichtiger als die kurzfristige Unsicherheit durch Wahlen.
Die US-Wahlen und die allgemeine geopolitische Lage können zu Schwankungen führen, bieten aber auch Chancen. Hier sind fünf Tipps für deine Finanzen:
Wie siehst du die Auswirkungen der Zinssenkungen und der US-Wahlen auf deine Finanzen? Hast du bereits Anpassungen in deinem Portfolio vorgenommen? Freue mich auf den Austausch! 😊