Trotz Trump-Chaos sagt der Roche-Chef: «Es gibt nichts, was uns Sorgen machen würde»
Die Schweizer Pharmakonzerne stehen in ihrem wichtigsten Absatzmarkt mächtig unter Druck. US-Präsident Donald Trump droht mit Zöllen und mit massiven Preissenkungen für Medikamente.
Die Drohkulisse hinterliess allerdings in den Geschäftszahlen von Roche bisher keine Spuren. Das zeigte sich, als der Basler Pharmariese am Donnerstag seine Zahlen zu den bisherigen drei Quartalen vorlegte. Der Umsatz stieg bei konstanten Wechselkursen um sieben Prozent auf 45,8 Milliarden Franken. Im US-Geschäft mit Arzneimitteln stiegen die Verkäufe sogar um acht Prozent. Angesichts der «beeindruckenden» Zahlen erhöht Roche-Chef Thomas Schinecker nun die Gewinnprognose für das ganze Jahr.
Der Kerngewinn je Aktie soll neu im hohen einstelligen bis tiefen zweistelligen Prozentbereich steigen. Beim Umsatz rechnet der Konzern nach wie vor mit einem Plus im mittleren einstelligen Prozentbereich. Konkrete Gewinnzahlen legt Roche in den ungeraden Quartalen nicht vor. Das Wachstum trieben vor allem Medikamente gegen Brustkrebs, Nahrungsmittelallergien, Hämophilie A, schwere Augenerkrankungen und multiple Sklerose voran.
«Es gibt im Moment nichts, was uns Sorgen machen würde», sagte Roche-Chef Thomas Schinecker selbstbewusst vor den Medien. Die aufgehellten Gewinnaussichten hängen direkt mit den aktuellen Entwicklungen in den USA zusammen. Wegen der geopolitischen Risiken kalkulierte Roche Anfang des Jahres noch zurückhaltender. Dank des geplanten Ausbaus der US-Standorte und gut gefüllten Medikamentenlagern blickt Roche nun optimistischer in die Zukunft – und erhöht deshalb die Gewinnprognose.
Viele neue Medikamente in Aussicht
Eine Rolle für den Optimismus könnte auch ein anstehender «Deal» mit der US-Regierung spielen. Zum Inhalt und Verlauf der Gespräche wollte sich Roche-Chef Schinecker nicht äussern. Einen ersten Schritt hin zu einer Vereinbarung hat aber Roches US-Tochter Genentech bereits gemacht. Sie bietet das Grippemittel Xofluza neu deutlich günstiger an und vertreibt es direkt über Apotheken.
«Deals» mit ähnlichen, nicht sehr schmerzhaften Zugeständnissen, hat Donald Trump mit Pfizer, Astra Zeneca und Merck geschlossen. Die Pharmakonzerne versprechen, ihre Medikamente künftig günstiger und meist direkt über eine staatliche Plattform zu verkaufen. Im Gegenzug verzichtet Trump darauf, sie mit Zöllen zu belegen.
Zufrieden zeigt sich der Roche-Chef auch mit dem Nachschub. Derzeit befänden sich bei Roche zehn potenziell wegweisende Therapien in der dritten, entscheidenden klinischen Phase. «Das ist ein neuer Rekord für uns», sagt Schinecker. Und bis 2030 erwarte man Studienergebnisse für 19 neuartige Arzneimittel.
Für Produktion vorgesorgt
Dazu gehören Therapien gegen Übergewicht und Bluthochdruck. Hier hofft Roche, der dominanten Konkurrenz von Novo Nordisk oder Eli Lilly etwas entgegensetzen zu können. Einen Wirkstoff hat sich Roche kürzlich von der dänischen Firma Zealand gesichert. Deren Produkt Petrelintide soll besser verträglich sein als die Mittel der Konkurrenz. Zwei weitere Roche-Arzneien gegen Übergewicht und Diabetes gehen dieses oder nächstes Jahr in die letzte klinische Phase. Hier haben die Basler bereits vorgesorgt und bauen in North Carolina eine neue Fabrik, um diese Medikamente dereinst dort herzustellen.
Damit will Roche einen Fehler vermeiden, der Novo Nordisk zum Verhängnis wurde. Der dänische Pharmakonzern musste erfahren, dass im boomenden Adipositas-Markt nicht nur seine gefragten Medikamente wie Ozempic oder Wegovy zählen. Es braucht auch die nötigen Produktionskapazitäten, um daraus Profit zu schlagen. Novo konnte die Produktion nicht genügend rasch herauffahren und wurde von der Konkurrenz abgehängt. Kürzlich gab der Konzern bekannt, 9000 Stellen zu streichen. Auch der Chef musste gehen. Roche hofft nun, bis Ende des Jahrzehnts besser gewappnet zu sein. Dafür müssen seine Übergewichts-Medikamente aber die letzte Studienphase überstehen. (aargauerzeitung.ch)
