Es ist ein weiterer Rückschlag für Russland: Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat die Kreditwürdigkeit des Landes am Montag von der Note BBB- auf BB+ gesenkt. Damit gelten die Schuldtitel des Landes in der Finanzsprache als «junk», auf Deutsch «Ramsch». So werden spekulative Anlagen gekennzeichnet. Bei den anderen beiden grossen Ratingagenturen Moody's und Fitch wird das Land noch besser bewertet.
Russland steht in diesem Jahr vor einer tiefen Rezession. Zum einen machen die westlichen Sanktionen dem Land zu schaffen. Zum anderen ist der Ölpreis in den vergangenen Monaten um mehr als 50 Prozent eingebrochen. Das lässt die Staatseinnahmen sinken und die Inflation in die Höhe schiessen.
Auch der Rubelkurs ist zuletzt dramatisch gefallen. Als Reaktion auf die Herabstufung verlor die russische Währung am Montag im Vergleich zum Dollar erneut mehr als fünf Prozent an Wert.
Die Lage im russischen Bankensystem verschlechtere sich, teilte S&P mit. Damit stiessen die Möglichkeiten der Notenbank, die Währung mit hohen Zinsen zu stützen, an ihre Grenzen. Der Ausblick des Ratings sei negativ, damit sind weitere Abstufungen möglich.
Das Rating eines Landes soll die Kreditwürdigkeit bewerten. Es beurteilt die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls und ist wichtig, wenn es darum geht, ob und zu welchem Preis Investoren einem Staat Geld leihen.
Russlands Staatsfinanzen gelten eigentlich als solide. Das Land hat vergleichsweise geringe Schulden und sehr hohe Devisenreserven, die allerdings im Zuge der Rubelkrise langsam schmelzen. Internationale Investoren ziehen massenhaft Geld aus dem Land ab.
Russische Wirtschaftsvertreter wie der Chef der teilstaatlichen VTB-Bank, Andrej Kostin, halten eine Pleite für ausgeschlossen. «Russland wird nicht bankrottgehen», sagte Kostin dem «Spiegel» am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. «Es gibt nicht einmal eine Diskussion darüber.» (spon/reuters/dpa/tat)