Die SBB möchten im Kampf gegen Unkraut entlang der Gleise ab 2025 ohne Glyphosat auskommen. Bisher verspritzte die Bahn jährlich zwei bis drei Tonnen des Herbizids, das im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Das soll sich jetzt ändern.
Die SBB sind deshalb auf der Suche nach Alternativen. Gross war die Hoffnung in ein eigens entwickeltes Heisswasser-Spritzfahrzeug, das im Sommer 2019 den Medien vorgestellt wurde. Es sei eine der «vielversprechendsten Methoden», um die über 7600 Kilometer vom Unkraut zu befreien, hiess es damals seitens der SBB.
An der Spitze des Zuges erkennt ein Detektor, wann Pflanzen überfahren werden. Eine der 116 Düsen soll sich dann über der Pflanze öffnen und 95 Grad warmes Wasser versprühen. Der Zug könne mit 40 Kilometern pro Stunde unterwegs sein und die Pflanzen samt Wurzeln abtöten, verkündeten die SBB vor drei Jahren.
Nun verkaufen die SBB das Heisswasser-Versuchsfahrzeug, wie watson erfahren hat. Mediensprecher Martin Meier bestätigt auf Anfrage: «Das Versuchsfahrzeug ist zum Verkauf ausgeschrieben, da die Pilotversuche abgeschlossen sind und die Dienstleistungen für die Vegetationskontrolle auch zukünftig ausgelagert bleiben sollen.» Wer Interesse hat, findet auf einer SBB-Seite die Details zum Verkauf.
Das Fazit nach der Testphase fällt durchzogen aus. Die Reduktion des Herbizid-Einsatzes oder gar ein Verzicht darauf sei im Kontext einer zunehmenden Ausbreitung von invasiven Pflanzen «eine sehr grosse Herausforderung», so Meier.
«Heisswasser ist ein Teil einer Gesamtlösung, um den Glyphosateinsatz zu reduzieren, jedoch keine 1:1 Ersatzlösung», hält Meier fest. «Die Wirkung ist bei vielen Pflanzen gut, der logistische und betriebliche Aufwand ist jedoch sehr gross.»
Für die weitere Anwendung des Heisswasser-Fahrzeuges seien die SBB nun auf die Weiterentwicklung des Verfahrens durch die Industrie und die Dienstleister angewiesen. Meier gibt sich jedoch zuversichtlich, dass weiter damit gearbeitet wird. «Heisswasser kann und wird punktuell eine Glyphosatersatz-Lösung sein.»
Trotz der durchzogenen Bilanz halten die SBB an ihrem Vorhaben fest. «Das Ziel, bis 2025 auf den Glyphosateinsatz zu verzichten, bleibt bestehen», so Meier. Er verweist auf weitere Alternativen, die derzeit geprüft werden. Etwa bauliche Massnahmen oder mechanische Verfahren.
Ob die SBB damit Erfolg haben werden, wird sich weisen. Fest steht: Das Unkraut muss auf die eine oder andere Art weg. Die Bahnunternehmen sind verpflichtet, die Gleisanlagen möglichst vegetationsfrei zu halten. Dies schreiben die Sicherheitsvorgaben des Bundesamtes für Verkehr vor.
Meier: «Die Bekämpfung von Unkraut ist sicherheitsrelevant, denn nur dadurch können die Sichtbarkeit aller Signale, die Stabilität des Bahngleises und hindernisfreie Gehwege für das Personal und ein zuverlässiger Bahnbetrieb sichergestellt werden.»