Hätte, hätte, goldene Fahrradkette – in Sachen Investitionen gilt leider meist: Im Nachhinein ist man immer klüger. Trotzdem wollen wir ein kleines Gedankenexperiment wagen. Was wäre gewesen, wenn wir vor 10 Jahren 1000 Dollar (der Einfachheit halber rechnen wir in Dollar) investiert hätten?
1000 Dollar ist ein Betrag, den sich viele Schweizerinnen und Schweizer für eine Risiko-Investition leisten könnten (ob sie es riskieren wollen, ist eine andere Geschichte). Weniger als ein Jahr lang 100 Franken pro Monat gespart und schon ist man im Besitz des «Spielgelds».
Ein Wort der Warnung noch. Es könnten leichte Gefühle der Enttäuschung und Verzweiflung hochkommen und deshalb hier der Hinweis, dass auch das Sprichwort «Nach dem Krieg ist jeder General» zu Investitionen passt, wie die Faust aufs Auge. Unter den tausenden von Investitionsmöglichkeiten ausgerechnet auf die «richtige» zu tippen, ist nicht ganz einfach. Ausserdem waren die grossen Sieger just 2009 auf dem absteigenden Ast und niemand konnte mit einer derartig wundersamen Wendung rechnen (sonst wäre ja auch der Kurs höher gewesen).
Und das zum Schluss: Die Liste beinhaltet nicht die Top-10, sondern eine Auswahl bekannter und weniger bekannter Überflieger der letzten 10 Jahre. Sämtliche aktuellen Kurse stammen vom 9.12.2019.
Beginnen wir mit einem Biopharma-Unternehmen. Wie so einige der folgenden Firmen hatte Exact Sciences in der Wirtschaftskrise 2008 massive Kursverluste eingefahren. Und wie lautet Warren Buffets berühmte Handelsregel? «Wenn die Leute gierig sind, muss man ängstlich sein, und wenn sie ängstlich sind, muss man gierig sein». Diesen Rat befolgten wir 2009 und kauften mitten in die Kurs-Baisse hinein 1000 Aktien von Exact Sciences. Die Aktie gab es damals für einen Dollar. Und was hat uns der Spass in den 10 Jahren eingebracht?
Und das ist nicht einmal ein neuer Höchstwert. Die 1000 Aktien hätten im Juli, August und September 2019 für 120'000 Franken verkauft werden können. Aber solche Spielchen lassen wir nicht zu. Wir sind schliesslich HODLER*.
*Hodler handeln nicht, sondern sind langfristige Halter einer Wertschrift.
Yoga ist nicht erst seit Bikram ein knallhartes Business. Davon profitiert auch die kanadische Sportartikelfirma Lululemon Athletica, die sich auf Yoga-Equipment und -Bekleidung spezialisiert hat. Wir erwischten leider den absoluten Tiefpunkt der Aktie nicht (unter 2.50$) und kaufen uns Anfang 2009 333 Aktien für 3$ im Wert von 1000$. Und was hat uns das Business mit den so bequemen wie teuren Hosen eingebracht?
Als der Elektroautohersteller mit eigenwilligen Designideen 2010 an die Börse ging, boten die Kalifornier einen Roadster und einen Aktienpreis von 14 bis 16 Dollar an. Wegen der hohen Nachfrage konnte der Preis dann auf 17 Dollar gehoben werden. Wir waren schlau und haben für 1000 Dollar 58 Aktien gekauft.
Gedankenspiel: Wer 2009 3000 Franken in Tesla investierte, kann sich heute damit ein Model 3 performance für knapp 60'000 Franken leisten.
Apple ist ein interessanter Fall. Nach einem Kurshoch mit fast 30 Dollar pro Aktie crashte der Applepreis, um genau zu Beginn des Jahres 2009 die Talsohle zu erreichen. Damals gab es den Anteilsschein für plusminus 13 Dollar. Weil wir damals an Steve Jobs Klasse (er lebte damals noch) glaubten, kauften wir uns 76 der Wertpapiere.
Eine ähnliche Kurskurve wie die Aktie von Apple beschreibt die von Google. Auch der Suchmaschinengigant musste im Zuge der Finanzkrise 2008 Federn lassen. 146 Dollar kostete die Google-Aktie im Januar 2009, befand sich aber bereits wieder in einer Erholungsphase. Wir glaubten ans Geschäftsmodell und kauften uns sechs Aktien für 876 Dollar. 2019 haben unsere Wertpapiere zugelegt – und lauten nun auf einen neuen Namen: Alphabet.
2009 befand sich Netflix noch mitten im Wandel. Das Hauptgeschäft, der DVD-Verleih per Post, wich langsam dem Onlinestreaming. Zu Beginn des Jahres konnte eine Netflix-Aktie für 5 Dollar erworben werden. 200 Aktien hätten wir mit unseren 1000 Dollar also gekriegt.
Und heute?
Gold ist die Anlagewahl der Boomer-Generation. «Gold, da macht man nichts falsch», heisst es von den Graumelierten. Und damit liegen sie nicht ganz falsch. Einen Spitzenplatz, so viel sei verraten, nimmt das Edelmetall allerdings nicht ein. Trotzdem kauften wir für 1000 Dollar 1,11 Unzen Gold.
Und was bekommen wir zehn Jahre später dafür?
Wir geben zu: Das ist jetzt nicht gerade ein Riesengewinn in 10 Jahren – oder entsprechend in 120 Monaten. Man hätte auch einfach einen Fünfliber pro Monat auf die Seite legen können und man wäre gleich weit gekommen.
Dass auch eine Pizzakette zu den grossen Gewinnern der letzten 10 Jahre gehört, war absehbar. Irgendwie müssen die mit Yoga abtrainierten Pfunde ja wieder angefressen werden. Deshalb kaufen wir 333 Domino's-Aktien, die im Januar 2009 noch für drei Dollar weggingen.
Jazz Pharmaceuticals ist ein Biopharmaunternehmen mit Sitz in Irland. 2009 lag der Preis der Aktie nach einem enormen Kurssturz am Boden. Weniger als einen Dollar kostete, was ein Jahr zuvor noch 15 Dollar wert war. Doch das sollte sich sehr schnell ändern. Wir gehen für unsere Rechnung von einem Kaufpreis von 75 Cents aus. Wir hätten also 1333 Aktien erstanden.
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Vor zehn Jahren war Bitcoin zwar schon geboren, aber lange noch nicht flügge. Ein offizieller Handelspreis existierte noch nicht. Einen ersten weltlichen Wert erhielt die Mutter aller Kryptowährungen, als der Programmierer Laszlo Hanyecz 10'000 Bitcoins für zwei Papa-Joes-Pizzas im Wert von 25 Dollar ausgab. Doch zu diesem Zeitpunkt konnten Herr und Frau Schweizer noch keine 1000 Franken investieren. 2010 erreichte ein Bitcoin dann erstmals die Dollarparität. Dank der Medienpräsenz erfahren wir davon und steigen mutig mit unseren 1000 Dollar ein. Im Gegenzug erhalten wir 1000 Bitcoins, die wir nicht auf Mt.Gox lagern, sondern mit eigenen Private-Keys. Deshalb bleiben die Bitcoins in unserem Besitz, als die damals führende Kryptobörse später gehackt wird.
Eines der grossen Probleme bei Investitionen ist die Realisierung des Gewinns. Wer vor 10 Jahren 1000 Bitcoins erstand, wird kaum noch keinen einzigen davon verkauft haben. Im besten Fall hat er Ende 2017 verkauft, als ein Bitcoin einen Wert von beinahe 20'000 Dollar besass. In diesem Fall hätte sich mit nur einer einzigen Investition von 1000 Franken ein Gewinn von über 19 Millionen erzielen lassen. Nicht schlecht Herr Specht.
Tobi-wan
Interessant wären jetzt noch die 10 schlechtesten Investements. ;)
ChiliForever
Das relativiert dann Einiges ;)
Thomas Bollinger (1)