Wirtschaft
Schweiz

Weil Remo Stoffel die Preise für die Valser Therme erhöht hat, gehen kleine Hotels ein – und werden von Stoffel gekauft

Investor Stoffel weiss den Tourismus im Bündner Bergdorf zu steuern.
Investor Stoffel weiss den Tourismus im Bündner Bergdorf zu steuern.Bild: ARND WIEGMANN/REUTERS

Weil Remo Stoffel die Preise für die Valser Therme erhöht hat, gehen kleine Hotels ein – und werden von Stoffel gekauft

Der Valser Investor hat die Eintrittspreise für die Therme erhöht – was Übernachtungen in anderen Hotels nicht mehr lohnenswert macht. Jetzt hat Stoffel bereits das zweite gebeutelte Garni gekauft.
07.07.2015, 06:5207.07.2015, 08:15
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In Vals geht die Angst um – die Angst vor der Allmacht Remo Stoffels, der seit der Übernahme von Peter Zumthors Therme seinen Einfluss im Bündner Bergdorf sukzessive ausdehnt.

Blick auf die Therme Vals.
Blick auf die Therme Vals.Bild: KEYSTONE

Und zwar so:

Im August 2014, nach dem Umbau der Therme von Peter Zumthor, die Stoffel übernommen hatte, hatten sich die Eintrittspreise verdoppelt. Verlierer sind die ohnehin schon gebeutelten kleinen Hoteliers: Einer davon, Koni Schnider, befürchtete, er würde das über längere Sicht nicht überleben, und verkaufte Stoffel sein Garni, wie der «Tages-Anzeiger» am Dienstag schreibt. Es ist bereits das zweite Hotel, das an den Investor übergeht. 

Stoffel verschaffte sich durch die Erhöhung der Preise einen massiven Vorteil: Während die Gäste seines Thermehotels das Bad gratis nutzen können, zahlen jene der anderen Hotels mehr. Wer die Rechnung macht, übernachtet nicht mehr in Unterkünften im Dorf, sondern gleich in der Therme. Jetzt will Stoffel gemäss «Tages-Anzeiger» die Preise für Hotelgäste in einem zweiten Schritt von 45 auf 60 Franken erhöhen.

Änderung des Thermen-Kaufvertrags 

Dabei hätte die Therme einst der ganzen Bevölkerung dienen sollen. Als Stoffel 2011 der Gemeinde ein Investitionsangebot unterbreitete, hiess es: «Der Investor garantiert der Gemeinde, dass die Zugangsmöglichkeiten der Bevölkerung und der Gäste von Vals zur Therme im heutigen Rahmen aufrechterhalten werden.» 

Im späteren Kaufvertrag, den der neue Gemeinderat mit Stoffel abschloss, musste sich dieser nur noch dazu verpflichten, der Öffentlichkeit «unter Berücksichtigung der Bedürfnisse des Hotel­betriebs» Zutritt zu gewähren. Von dieser Änderung wusste die Bevölkerung allerdings lang gar nichts; der Vertrag wurde unter Verschluss gehalten. 

Stoffels «Femme de Vals»

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Turm in Vals
So soll der 380-Meter-Turm von Vals aussehen.
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(dwi)

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Nick Name
07.07.2015 08:07registriert Juli 2014
Ein weiteres Kapitel in der Schildbürger-Geschichte "Ein Mann kauft ein Dorf". Bloss - ich reibe mir bei jedem weiteren Kapitel halb verwundert, halb resigniert, halb zornig (rechne! ;-) ) die Augen -: Es geschieht tatsächlich!
Bitte, Valser und -innen (und -aussen, also die von dort Kommenden, aber nicht dort Wohnenden), unternehmt etwas. Ausser natürlich, ihr wollt, dass der grösste Teil der bisherigen Touristinnen und Touristen bei euch nicht mehr kommen (kann). Wie ich.
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stadtzuercher
07.07.2015 07:16registriert Dezember 2014
tja, die dummen valser. sie haben diesen deal gewollt, jetzt müssen sie halt bluten dafür. es ist nicht der böse ausländer, der sie über den tisch zieht, sondern wie meist in solchen fällen ein einheimischer.
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conszul
07.07.2015 09:11registriert August 2014
Einfach traurig und erbärmlich, Vals beim kläglichen Untergang anzusehen. Schade um die schöne Therme und das Dorf.
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