Noch ist es nicht offiziell kommuniziert, doch der Entscheid ist gefallen: Die Migros verkauft die Warenhauskette Globus an die Signa-Gruppe des österreichischen Investors René Benko. Signa übernimmt Globus zusammen mit ihrem thailändischen Partner Central Group – zu je 50 Prozent. Das Warenhaus selbst ist gemäss Insidern nicht mehr viel Wert, hoch bewertet sind jedoch die sieben Immobilien. Es sind auch die Liegenschaften, die den angeblichen Verkaufspreis von einer Milliarde Franken ausmachen.
Auch für den Globus-Chef Thomas Herbert lohnt sich der Verkauf. So soll er gemäss der «SonntagsZeitung» einen Millionenbetrag erhalten. Dies, weil der Manager einen Anteil von 2,7 Prozent am Globus-Retailgeschäft hält und ihn der orange Riese ausbezahlen wird.
Das Retail-Geschäft vom Globus läuft nicht gut, 2019 sankt der Umsatz um 5,6 Prozent auf 763 Millionen Franken – und es werden rote Zahlen im zweistelligen Millionenbetrag geschrieben. Die schrumpfenden Umsätze sind mitunter auch ein Grund für eine noch immer stattfindende Restrukturierung. Erst vor kurzem wurde bekannt, dass zwei weitere Berner Filialen geschlossen werden – mehr als zwölf weitere sollen möglicherweise noch folgen. Das Globus-Onlinegeschäft kann die Erwartungen auch nicht erfüllen.
Als die Migros verkündete, dass der Globus verkauft werden soll, brachte sich Thomas Herbert als möglicher Käufer ins Gespräch. Er wollte das Unternehmen gemeinsam mit dem bestehenden Management und weiteren privaten Investoren übernehmen. Doch aus dem Bieterrennen schied Herbert vor geraumer Zeit aus. Ob und wenn ja, welche Rolle er in Zukunft beim Globus haben wird, ist unklar. Auch die Zukunft von Franco Savastano, dem ehemaligen Jelmoli-CEO, ist noch offen. Er hatte kürzlich zum Globus gewechselt.
Die Signa-Gruppe soll nun zusammen mit der Central Group die Zukunft vom Globus ausloten: Welche Filialen bleiben bestehen und welche werden umgebaut? Für die Migros wäre das im Alleingang aufgrund der hohen Investitionen schwer tragbar gewesen. Doch die Vision der neuen Besitzer besteht: Globus soll die führende europäische Warenhausgruppe werden – dafür müssen sie jedoch sehr viel Geld investieren.
Konkret sollen die Kosten für Restrukturierung und Umbau der 48 Filialen im dreistelligen Millionenbereich liegen. So sollen die Standorte in grossen Städten wie Zürich und Basel zu Luxuswarenhäusern umgewandelt werden. Als Vorbild dienen gemäss «SonntagsZeitung» das deutsche KaDeWe und die italienische Warenhauskette La Rinascente. Letztere ist im Besitz der Central Group. Die Signa-Gruppe ist an KaDeWe mit 49,9 Prozent und die Central Group mit 50,1 Prozent beteiligt.
Es ist anzunehmen, dass Vittorio Radice, der Europa-Chef der Central Group, das Globus-Geschäft beaufsichtigen wird. Auch die künftige Rolle von Dieter Berninghaus wirft Fragen auf. Er war früher Handelschef der Migros und teilt derzeit zusammen mit René Benk das Präsidium vom Signa Executive Board.
Die grossen Globus-Standorte bleiben mit hoher Wahrscheinlichkeit. Nun werden die neuen Besitzer prüfen, welche der Standorte in kleineren Städten bestehen bleiben und welche nicht. Diese Evaluation wird noch einen Moment dauern.
Die Chancen, dass Globus nun in besseren Händen ist, ist gross. Die neuen Eigentümer sind Profis im Warenhausgeschäft und verfügen über genügend finanzielle Mittel, um Globus wieder auf Kurs zu bringen. Zusammen setzen die beiden Gruppen rund 18 Milliarden Franken um. Auch der Zugang zu neuen und gefragten Luxusmarken wird durch die Einbindung in die beiden Gruppen ermöglicht – bisher ein Ding der Unmöglichkeit.
(mim)