Wirtschaft
Schweiz

FIFA-Skandal: Finma wirft Julius Bär schwere Mängel vor

FIFA-Skandal: Finma wirft Julius Bär schwere Mängel bei Geldwäscherei-Bekämpfung vor

20.02.2020, 07:0820.02.2020, 07:47
Mehr «Wirtschaft»

Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma hat bei dem Vermögensverwalter Julius Bär schwere Mängel in der Geldwäschereibekämpfung festgestellt. Die Mängel betreffen den Zeitraum 2009 bis 2018. Dies ergab ein Enforcementverfahren, das die Finma nun abgeschlossen hat.

Eine Frau laeuft vor dem Logo der Julius Baer Bank anlaesslich der Pressekonferenz zur Praesentation der Jahreszahlen am Montag, 3. Februar 2020 in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
Gerüffelt von der Finma: Julius Bär.Bild: KEYSTONE

Das Fehlverhalten der Bank stehe im Kontext der mutmasslichen Korruptionsfälle rund um den staatlichen venezolanischen Ölkonzern Petróleos de Venezuela S.A. PDVSA und den Fussballverband Fifa, wie die Finma am Donnerstag mitteilte.

Systematische Mängel stellte die Finma auch im Risikomanagement der Bank fest, da diese auf klare Hinweise auf Geldwäschereirisiken wiederholt nicht oder nicht entschieden genug reagiert habe.

Die Bank habe zudem die Identität von Kunden sowie den Zweck und die Hintergründe ihrer Geschäftsbeziehungen ungenügend abgeklärt. So seien die Angaben in der sogenannten Know-Your-Customer-Dokumentation bei der überwiegenden Mehrzahl der geprüften Geschäftsbeziehungen unvollständig oder unklar gewesen.

Die festgestellten Verfehlungen hätten sich jedoch nicht auf einzelne Kundenberater beschränkt. Julius Bär habe insgesamt eine mangelhafte Compliance- und Risikokultur, in der den geldwäschereirechtlichen Pflichten nicht das erforderliche Gewicht beigemessen worden sei, kritisiert die Finma.

Bank muss Massnahmen umsetzen

Die Bank muss nun wirkungsvolle Massnahmen zur Durchsetzung der geldwäschereirechtlichen Pflichten ergreifen und bereits eingeleitete Massnahmen rasch umsetzen.

Zudem muss die Bank Prozesse bei der Rekrutierung und beim Management von Kundenberatern sowie in der Vergütungs- und Sanktionspolitik anpassen und im Verwaltungsrat den Fokus auf die Geldwäschereibekämpfung erhöhen.

Bis zur «Wiederherstellung des ordnungsgemässen Zustandes» ist es der Bank ausserdem untersagt, grosse und komplexe Firmenakquisitionen durchzuführen. Die Finma werde die Umsetzung der Massnahmen von einem unabhängigen Beauftragten überprüfen lassen.

Bär anerkennt die Finma-Schlussfolgerungen

Wie Julius Bär mitteilte, anerkennt die Bank grundsätzlich die Schlussfolgerungen im Zusammenhang mit Mängeln in der Geldwäschereibekämpfung im Lateinamerika-Geschäft, wie sie ebenfalls am Donnerstag mitteilt. Man habe mit der Finma umfassend kooperiert und bereits im Verlauf der Untersuchung umfassende operationelle, organisatorische und personelle Massnahmen ergriffen und damit die Compliance- und Risikokultur innerhalb der Gruppe verstärkt.

Die Bank habe dabei unter einer neuen Führung die Strategie angepasst. Künftig werde der Fokus vom Neugeld-Wachstum auf nachhaltige Gewinnentwicklung verlagert.

Die Region Lateinamerika sei seit Dezember 2017 unter neuer Leitung, und sämtliche Schlüsselpositionen seien neu besetzt worden. Die Strategie der Region wurde von Grund auf neu ausgerichtet, so die Julius Bär. Das lokale Geschäft in Panama und Venezuela wurde gar ganz geschlossen.

Das globale Risikomanagement der Gruppe wurde ausserdem gemäss den Angaben im Rahmen eines umfassenden Programms über die letzten zwei Jahre gezielt verstärkt, und Schlüssel- und Führungspositionen wurden neu besetzt. (awp/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Alle FIFA-Weltfussballer seit 1991
1 / 36
Alle FIFA-Weltfussballer seit 1991
2023: Lionel Messi. Im Alter von 36 Jahren wird er zum achten Mal gekürt, taucht bei der Preisvergabe jedoch nicht auf. Dahinter belegten Erling Haaland und Kylian Mbappé die Plätze 2 und 3.
quelle: keystone / martin meissner
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
In Frutigen (BE) brannte ein Pyrotech-Betrieb

Bei einem Brand in einer Feuerwerksfabrik in Frutigen ist am Montag Sachschaden in unbekannter Höhe entstanden. Drei Personen wurden mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung vorsorglich ins Spital gebracht.

Zur Story