Der Basler Spezialchemiekonzern Clariant verschiebt die für Mittwoch geplante Publikation seines Zahlenkranzes für das Jahr 2021. Als Grund werden Hinweise von Whistleblowern genannt.
Diese hätten das Unternehmen darauf aufmerksam gemacht, dass in der Vergangenheit möglicherweise Rückstellungen und Wertberichtigungen falsch verbucht worden seien, teilte Clariant am Montag mit. Das Unternehmen gehe den Hinweisen nun in einer Untersuchung nach.
Dabei wende man «grösste Dringlichkeit und Sorgfalt» an, wurde Clariant-CEO Conrad Keijzer in der Meldung zitiert. Unterstützt werde man von Beratern der Firmen Deloitte sowie Gibson, Dunn & Crutcher. Konkret werde geprüft, ob Mitarbeiter versucht hätten, die Ergebnisse des Unternehmens so anzupassen, dass interne und externe Ziele erreicht wurden. Dabei sei die Zahl der Mitarbeiter «begrenzt», die «möglicherweise die Absicht hatten, den Gewinn zu steuern», so die Mitteilung weiter.
Betroffen seien nicht nur Fragen im Zusammenhang mit der Rechnungslegung des eben abgeschlossenen Geschäftsjahres 2021, sondern auch solche aus dem Jahr 2020. Ob das Problem gar noch frühere Zeiträume betreffe, sei zum aktuellen Zeitpunkt noch unklar, so Clariant weiter.
Die laufende Untersuchung zur Bilanzierung von Rückstellungen und Rechnungsabgrenzungen beim Basler Spezialchemiekonzern Clariant kam bereits im vergangenen September ins Rollen. Damals hätten interne Whistleblower die Compliance-Abteilung des Unternehmens über mögliche Vergehen in diesem Bereich informiert, führte das Management des Konzerns am Montagmorgen an einer Telefonkonferenz aus.
Im Oktober sei dann das Top-Management von Clariant, darunter CEO Conrad Keijzer, beigezogen worden. Und im November habe man externe Berater der Firmen Gibson, Dunn & Crutcher sowie Deloitte mit der Untersuchung der Ereignisse betraut, so das Management des Baselbieter Konzerns weiter.
Zwar habe man dann bereits gegen Ende Dezember erste Resultate erhalten, doch sei die Untersuchung nach wie vor nicht abgeschlossen, betonte Verwaltungsrat Peter Steiner, der Leiter des Audit Committees des Gremiums. Daher sei man nun gezwungen gewesen, die Publikation der Resultate für das Geschäftsjahr 2021 zu verschieben.
Nicht tangiert sei der Umsatz des Konzerns für 2021. Dieser sei für die fortgeführten Geschäftsbereiche in Lokalwährungen um 15 Prozent auf rund 4.4 Milliarden Franken gestiegen, teilte das Unternehmen in dem Communiqué weiter mit.
Die potenziellen Veränderungen bei den Rückstellungen und Abgrenzungen könnten hingegen Auswirkungen auf die EBITDA-Marge haben, so die Mitteilung weiter. Gleichwohl gehe Clariant nach aktuellem Kenntnisstand davon aus, dass die EBITDA-Marge für die fortgeführten Geschäftsbereiche im Jahr 2021 zwischen 16 und 17 Prozent zu liegen komme. Es seien des Weiteren keine Auswirkungen auf die liquiden Mittel festgestellt worden.
Wann die weiteren Kennzahlen für 2021 nun publiziert werden sollen, ist derzeit laut Meldung noch unklar. Man setze aber alle notwendigen Ressourcen ein, um die Untersuchung bald abzuschliessen. Anschliessend werde man auch einen neuen Termin für die Generalversammlung des Konzerns bekannt geben. Die ursprünglich für Anfang April angesetzte Veranstaltung wird aufgrund der Ereignisse nämlich ebenfalls verschoben. (sda/awp)