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Putzfrauen im Nobelort Gstaad ausgebeutet: drei Personen vor Gericht

Putzfrauen im Nobelort Gstaad ausgebeutet: drei Personen vor Gericht

22.12.2021, 15:3822.12.2021, 15:38
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View onto the church of Saanen in the Canton of Berne with Gstaad in the background, Switzerland, pictured on February 14, 2004. (KEYSTONE/Yoshiko Kusano) 

Blick auf die Kirche von Saanen mit Gstaad  ...
Bild: KEYSTONE

Rund drei Jahre, nachdem in einem Berner Oberländer Nobelferienort die Ausbeutung von Frauen als Arbeitskräfte aufgeflogen war, müssen sich drei mutmasslichen Drahtzieher mit serbischen Wurzeln vor der Justiz verantworten.

Gerade jetzt präsentiert sich die Region von Gstaad von ihrer Postkartenseite. Die Dörfer tief verschneit, der Himmel blau, die Pisten einladend und die stattlichen Chalets der Schönen und Reichen herausgeputzt für die Festtage. Doch hinter den feinen Kulissen schwärt schon lange das Drecksgeschäft mit Billig-Putzkräften.

Vor drei Jahren flog ein grosser Fall auf. Im Zentrum dieses ausbeuterischen Menschenhandels steht ein Familie mit serbischen Wurzeln. Ihr wird vorgeworfen, seit 2013 vierzig Frauen serbischer Herkunft als Putzfrauen und Kindermädchen im Saanenland ausgebeutet zu haben.

Die Frauen im Alter zwischen 29 und 53 Jahren wurden mit dem Versprechen einer einfach zu verrichtenden, gut entlohnten Arbeit und der Aussicht auf eine Arbeitsbewilligung in der Schweiz in die Schweiz gelockt.

In der Nobelferienregion von Gstaad mussten sie dann aber ohne Arbeitsbewilligung zu Hungerlöhnen riesige Arbeitspensen abschuften, durften sich nicht frei bewegen und hausten in prekären Verhältnissen. Geschlafen wurde auf Matratzen am Boden oder auf Liegestühlen. Die sanitären Einrichtungen waren minimal.

Erniedrigt und bedroht

Die Frauen wurden regelmässig beschimpft, erniedrigt, bedroht und massiv unter Druck gesetzt, wie die Staatsanwaltschaft und die Berner Kantonspolizei in einer Mitteilung vom Mittwoch schreiben. Und zu guter Letzt mussten die Frauen auch zwischen ihren Einsätzen rund um die Uhr ständig erreichbar sein.

Die drei Drahtzieher, eine 64-jährige Frau, ein 71-jähriger Mann und eine 43-jährige Frau wurden festgenommen. Die ältere Frau befindet sich mittlerweile im vorzeitigen Strafvollzug. Die beiden anderen Angeschuldigten wurden wieder aus der Untersuchungshaft entlassen. Alle drei sind teilweise geständig und werden vor Gericht gestellt. Es gilt die Unschuldsvermutung bis ein rechtskräftiges Urteil vorliegt. (aeg/sda)

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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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wintergrün
22.12.2021 16:54registriert Dezember 2017
Es freut mich zu hören dass solche Arbeitskontrollen erfolgreich durchgeführt werden. 😊😊😊
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Bernhard K.
22.12.2021 17:53registriert September 2016
Gerne würde ich noch wissen, ob die Kunden von der Ausbeutung durch sehr tiefe Preise profitiert haben. In dem Fall müssten sie aus meiner Sicht auch strafrechtlich belangt werden.
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N. Y. P.
22.12.2021 17:03registriert August 2018
Diese 40 Frauen wurden also an reiche Leute in Gstaad und Umgebung vermittelt.

Wieso zum Geier, stehen viele reiche Leute auf Billigputzpersonal? Auf Putzpersonal, das sie erniedrigen können. Die Reichen könnten sich locker ganze Flotten an fair entlöhntem Personal gönnen. Aber nein, es müssen Frauen sein, die sie quälen können.

P.S. In diversen Botschaften im Kt. Genf werden Frauen wie Sklavinnen gehalten. Die Schweiz weiss das, will aber keine internationalen Zwischenfälle.
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