Gegen E-Autos gibt es immer noch zahlreiche Vorurteile: Neben der teils immer noch unzureichenden Ladeinfrastruktur in einigen Regionen (trotz spürbarer Fortschritte) und der komplexen Rohstoffgewinnung für die Batterien führen Kritiker häufig auch ein weiteres Argument ins Feld: die CO2-Bilanz von E-Autos, die aufgrund der Produktion der Energiespeicher nicht besser sei als die von Verbrennern. Eine neue Studie räumt mit zumindest dem letztgenannten Vorbehalt auf.
E-Autos sind dem International Council on Clean Transportation (ICCT) zufolge über den kompletten Lebenszyklus hinweg die mit Abstand klimafreundlichsten Pkw – und ihr CO2-Vorteil gegenüber Benzin- und Diesel-Autos wächst rapide. Für ihre Untersuchungen haben die Forscher aktuelle Daten zu Fahrzeugproduktion und Energiemix mit denen aus dem Jahr 2021 verglichen.
Ein vollelektrisches Auto, das heute in Europa verkauft wird, verursacht demnach 73 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als ein vergleichbarer Benziner – inklusive Batterieproduktion. 2021 lag der Unterschied noch bei 49 Prozent.
Grund für die Verbesserung ist hauptsächlich der steigende Anteil erneuerbarer Energien im europäischen und internationalen Strommix, der sich sowohl beim Bau der Autos als auch beim Fahren niederschlägt. Der Anteil erneuerbarer Energien legte laut EU-Statistikbehörde Eurostat, die die «Automobilwoche» zitiert, von 9,6 Prozent im Jahr 2004 auf 24,5 Prozent im Jahr 2023 zu. Bis 2045 könnte dieser Anteil Prognosen zufolge sogar auf mehr als 80 Prozent steigen. Aber auch die steigende Effizienz der E-Antriebe ist ein wichtiger Faktor, heisst es.
Als Basis für die Studie liegen eine durchschnittliche Nutzungsdauer von 20 Jahren für heutige Neuwagen sowie der von der EU von 2025 bis 2044 prognostizierte Energiemix zugrunde. Die ICCT-Studie berücksichtigt alle Emissionen über den Lebenszyklus hinweg: von der Gewinnung der Rohstoffe und der Produktion über den Betrieb bis zum Recycling. Auch reale Verbrauchsdaten flossen in die Berechnungen ein. Der oft kritisierte «CO2-Rucksack» der Batterieproduktion relativiert sich dabei deutlich: Nach rund 17'000 Kilometern ist er ausgeglichen. Anders gesagt: Nach ein bis zwei Jahren sind E-Autos im Schnitt umweltfreundlicher als Verbrenner.
Während Elektroautos stark von der saubereren Stromerzeugung profitieren (inzwischen 73 bis 78 Prozent weniger Emissionen als Verbrenner), stagniert die Klimabilanz anderer Antriebsarten: Plug-in-Hybride emittieren 30 Prozent weniger CO2 als Benziner. Das liegt primär daran, dass die Autos mit «Doppelherz» im Alltag deutlich seltener elektrisch gefahren werden als angenommen. Vollhybride (also jene, die sich nicht mit Stecker aufladen lassen) verursachen über den ganzen Lebenszyklus nur rund 20 Prozent weniger Emissionen als klassische Verbrenner.
Ein Verbrenner mit E10-Benzin kommt im Schnitt auf 235 Gramm CO2-Äquivalente pro Kilometer, reine E-Autos auf 63 Gramm, bei Ladung mit Ökostrom sogar nur auf 52 Gramm, wie folgende Tabelle verdeutlicht.
Auch Wasserstofffahrzeuge wurden in die Berechnungen einbezogen: Wenn sie mit Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen betrieben werden, stossen sie auf ihren gesamten Lebenszyklus hinweg 79 Prozent weniger Treibhausgase aus. Mit dem derzeit gängigen Wasserstoff aus Erdgas sind es 26 Prozent.