Wenn die Migros zum Mitarbeiterfest lädt, reicht eine grosse Halle nicht. Gleich für zwei Tage mietet der Detailhändler im September deshalb das riesige Areal des Schwing- und Älplerfest in Mollis GL für seine Jubiläumsfeier. Zehntausende Angestellte werden erwartet. Das Fest ist für eine Schweizer Firma aussergewöhnlich, aber erklärbar: So viele Menschen wie die Migros beschäftigt hierzulande keine andere Firma oder Institution.
Eine Auswertung von CH Media beantwortet zwei Fragen: Welche Firmen beschäftigen am meisten Menschen in der Schweiz – und welche Schweizer Firmen sind weltweit die grössten Arbeitgeber? Um die Vergleichbarkeit der Zahlen zu gewährleisten, wird die Zahl der Vollzeitstellen (FTE, englisch für «Full-Time Equivalent») per Ende 2024 angegeben. Diese weicht besonders bei Firmen, in denen viele Angestellte in Teilzeit arbeiten, von der Zahl der Beschäftigten ab.
Nicht alle Unternehmen geben die Zahl ihrer FTE an. In diesen Fällen wurde sie anhand von vergleichbaren Firmen geschätzt. Von der Migros etwa ist bekannt, dass sie Ende 2024 gut 85'000 Mitarbeitende in der Schweiz zählte. Wie vielen Vollzeitstellen dies entspricht, hält sie geheim. Es dürften etwa 65'000 sein.
Werden die Arbeitgeber im Inland betrachtet, folgt auf dem zweiten Platz mit dem Kanton Zürich bereits einer der öffentlichen Hand. Allerdings ist diese Zahl nicht mit jener anderer Kantone vergleichbar. Der Kanton Zürich konsolidiert auch die eigenständigen Institutionen in seinem Besitz wie das Universitätsspital, das Kantonsspital Winterthur, die Universität und weitere Hochschulen. Ohne diese würde der Kanton 31'390 Vollzeitstellen zählen, was Platz 7 entspräche.
Selbst diese Zahl ist mit Vorsicht zu geniessen, denn sie enthält 12'800 FTE von Lehrpersonen der Volksschule. Diese sind zwar vom Kanton angestellt, werden aber nur zu 20 Prozent von ihm bezahlt. Den Rest übernehmen die Gemeinden. In der Erfolgsrechnung des Kantons werden die Lohnzahlungen denn auch nur anteilig verrechnet.
Diese Regelung ist in jedem Kanton anders: In Bern übernimmt der Kanton beispielsweise 70 Prozent der Löhne von Lehrpersonen der Volksschule, im Aargau zwei Drittel. Je nach Kanton werden diese Lehrpersonen zudem vom Kanton oder den Gemeinden angestellt.
Nicht alle weisen ihre Zahl denn auch in ihren Personalstatistiken aus. Einige wie der Kanton St.Gallen führen dort auch die Stellen der Spitäler auf, die ihnen gehören, aber eigenständige Institutionen sind, andere wie der Kanton Aargau verzichten darauf. Die Vergleichbarkeit der Kantone ist deshalb eingeschränkt.
Coop schaffte es Ende 2024 mit knapp 50'000 FTE in der Schweiz auf den dritten Platz. Weltweit beschäftigt Coop mehr Menschen als die Migros, dies vor allem dank des Auslandsgeschäfts der Grosshandels-Tochter Transgourmet.
Neben den beiden Detailhandelkonzernen und der UBS, die im Inland für gut 34'000 Vollzeitstellen verantwortlich ist, schaffen es keine weiteren privaten Firmen mehr in die Top 10. Diese wird komplettiert von der Bundesverwaltung, den Staatsbetrieben SBB und Post, den Kantonen Waadt und Genf sowie der Stadt Zürich.
Dass diese weit vorne im Ranking landet, hängt mit drei Besonderheiten zusammen. Als junge Stadt ist der Stellenbedarf in der Volksschule hoch. Diese 5200 Vollzeitstellen tauchen in der Statistik ebenfalls auf, obwohl die meisten dieser Lehrpersonen beim Kanton angestellt sind.
Zweitens wurden, anders als in anderen Städten, die Verkehrsbetriebe oder das Elektrizitätswerk nie aus der Verwaltung herausgelöst, auch wenn sie als Eigenwirtschaftsbetriebe nicht durch städtische Steuergelder finanziert werden. Drittens betreibt die Stadt Zürich als einzige Gemeinde der Schweiz eigene Spitäler, die Teil der Verwaltung sind.
Die Relevanz der öffentlichen Hand als Arbeitgeber zeigt sich auch auf den Plätzen 10 bis 20. Dort finden sich unter den privaten Firmen nur noch die Swatch-Gruppe, Roche, Raiffeisen und die Deutsche Lufthansa mit ihren Airlines Swiss und Edelweiss. Zusammen zählen die 20 grössten hiesigen Arbeitgeber gut 500'000 Vollzeitstellen. Das entspricht fast einem Achtel aller Stellen im Inland.
Anders sieht die Rangliste aus, wenn die grössten Schweizer Arbeitgeber nach Anzahl der Stellen weltweit betrachtet werden. Hier zeigt sich, wie globalisiert die hiesigen Unternehmen sind. Der Waadtländer Nahrungsmittelkonzern Nestlé zählt 275'000 Vollzeitstellen auf der ganzen Welt, schafft es aber im Inland mit 8600 FTE nicht einmal in die Top 20.
Mit Nestlé, der Genfer Reederei MSC, dem Zuger Rohstoffkonzern Glencore, dem Zürcher Industriekonzern ABB, der letzten Schweizer Grossbank UBS und dem Basler Pharmariesen Roche zählen sechs Schweizer Firmen mehr als 100'000 Vollzeitstellen. Die 20 grössten Schweizer Firmen und Institutionen nach Anzahl FTE kommen zusammen auf fast 1,9 Millionen Vollzeitstellen. (aargauerzeitung.ch)