Migros-Kunde M. T. beobachtet seit Monaten, dass die Max-Havelaar-Bananengebinde leichter sind als jeweils auf der Etikette angegeben – dass er damit also zu viel für die Bananen bezahlt. Tatsächlich: Eine Stichprobe von watson zeigt, dass in der Migros-Filiale am Flughafen, wo T. seine Bananen kauft, zehn von zehn Gebinden bis zu 40 Gramm leichter sind als auf dem Schild vermerkt.
Durchschnittlich wiegen die Biobananen der Stichprobe 23,7 Gramm weniger als angegeben, sind also 7,6 Rappen zu teuer. Wie viel «Gewinn» die Migros damit in der Zwischenzeit gemacht hat, lässt sich kaum ausrechnen. Die Max-Havelaar-Bananen stammen aus verschiedenen Reifereien und werden deshalb zu verschiedenen Zeitpunkten gewogen und verschickt. Welche der 780 Migros-Filialen betroffen sind und wie viele Bananen falsch deklariert verkauft wurden, kann die Migros nicht sagen. Dennoch: Die 7,6 Rappen dürften sich für den Grossverteiler rechnen.
«Die Schwundwerte von Frischprodukten wenn sie in Fertigpackungen angeboten werden, gehen zulasten des Konsumenten», sagt Hans-Peter Vaterlaus. Er ist beim eidgenössischen Institut für Metrologie METAS zuständig für «Fertigpackungsfragen». Viele Produkte würden gewogen, wenn sie abgepackt werden, sagt Vaterlaus – also in der Reiferei oder bereits im Herkunftsland. «Je nachdem, wann die Produkte dann verkauft werden, kann unter Umständen viel Gewicht durch Wasserverlust verloren gehen.»
Josianne Walpen vom Konsumentenschutz bezeichnet das als «stossend»: «Dieser Gewichtsschwund müsste und könnte einberechnet werden», sagt sie. So führen viele EU-Staaten für Fertigpackungen die sogenannte 2-T-Regelung, die einen maximalen Gewichtsschwund festlegt. Diese Regelung gibt es in der Schweiz nicht. «Das ist problematisch», sagt Vaterlaus. Das Fehlen dieser Regelung nütze der Industrie und schade dem Konsumenten. Doch Widerstand wäre vorprogrammiert: «Die Grosshändler würden gegen diese Regelung opponieren, da gewisse Fertigpackungen überfüllt werden müssten», so Vaterlaus.
Bei der Migros ist man sich des Fehlers bewusst. «In Einzelfällen kann es passieren, dass die Mindestgewichte, beispielsweise durch eine Verzögerung in der Lieferkette oder in der Filiale nicht eingehalten werden kann», sagt Mediensprecherin Christine Gaillet. Die Migros habe den Fall der Max-Havelaar-Bananen überprüft und gemerkt, dass es «tatsächlich» in einigen Fällen zu Gewichtsschwund gekommen sei. «Das sollte natürlich nicht passieren», so Gaillet. «Wir werden es mit der betroffenen Reiferei angehen.»