Die Nagra will an den zwei vorgeschlagenen Standorten für ein Atomendlager - Bözberg im Aargau und Zürcher Weinland - sechs bis zehn Sondierbohrungen vornehmen. Die Gesuche sollen in diesem Jahr eingereicht werden. Auch will die Nagra seismische Messungen machen.
Das teilten Vertreter der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) an einem Mediengespräch am Donnerstag in Baden AG mit. Es stünden ganz entscheidende Jahre an, sagte Nagra-Chef Thomas Ernst.
Die Bohrungen für die Untersuchungen des geologischen Untergrundes sind gemäss Kernenergiegesetz bewilligungspflichtig. Das von den Bundesbehörden koordinierte Bewilligungsverfahren ist laut Nagra aufwändig und dauert rund zwei Jahre.
Die Nagra geht davon aus, dass das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Mitte 2017 die Bewilligung erteilen wird. Der UVEK-Entscheid kann beim Bundesverwaltungsgericht und letztlich beim Bundesgericht angefochten werden.
Die Arbeiten werden pro Sondierbohrung inklusive der Rekultivierung bis zu anderthalb Jahre dauern. Es soll bis zu 1200 Meter tief in den Untergrund gebohrt werden. Drei bis vier Bohrungen sollen zeitgleich vorgenommen werden. Ähnliche Bohrungen fanden in den 1980er Jahre unter anderem in Riniken AG, Benken ZH und am Wellenberg im Kanton Nidwalden statt.
Einen Schritt weiter sind die Vorbereitungsarbeiten für die dreidimensionale Seismik-Messkampagnen. Damit soll die Geologie im räumlichen Untergrund erforscht werden. Im Sommer will die Nagra die Bevölkerung und die Grundeigentümer informieren.
Ende September soll die Messkampagne im Gebiet Jura Ost anlaufen. Für Anfang des nächsten Jahres ist der Beginn der Messkampagne im Gebiet Zürich Nordost geplant. Diese Arbeit soll drei Wochen dauern, im Gebiet Jura Ost ist eine Dauer von drei Monaten vorgesehen. Das im Aargau untersuchte Gebiet ist grösser.
Die Nagra hatte Ende Januar im Auswahlverfahren nur zwei mögliche Standorte für ein geologisches Tiefenlager vorgeschlagen. Es sind Jura Ost (Bözberg) im Kanton Aarau und Zürich Nordost in den Kantonen Zürich und Thurgau. Der Entscheid der Nagra, auf vier untersuchte mögliche Standorte zu verzichten, galt als Überraschung und zog die Kritik der betroffenen Kantone auf sich. (whr/sda)