Wolodimir Selenskyj hat kein Verständnis für westliche Firmen, die in Russland tätig sind. «Jeder muss sich entscheiden, auf welcher Seite er steht», sagte er diese Woche in einer Videobotschaft. «Das gilt auch für Firmen», doppelte der ukrainische Präsident nach.
«Grosse Unternehmen finanzieren noch immer die russische Kriegsmaschinerie, obwohl sie sich schon längst aus Russland hätten zurückziehen sollen.» Alle würden die Namen kennen. «Das ist kein Geheimnis: Nestlé, Mondelez und weitere grosse Lebensmittelfirmen», zählt Selenskyj auf.
Zelensky: “We are fighting for our lives against missiles, bombs, artillery, tanks, mortars and everything else that Russian troops are using to destroy us. … Every shot at Ukraine, every blow at Ukraine are steps towards Russia’s self-destruction.” pic.twitter.com/ZQ6jWYDXbp
— Christopher Miller (@ChristopherJM) March 15, 2022
Während sich fast täglich weitere westliche Firmen aus Russland verabschieden – am Donnerstag etwa der deutsche Baumarktriese Obi, der über 200 ausländischen Firmen folgt –, hat Nestlé bisher keine solchen Pläne.
Der Schweizer Nahrungsmittelriese beschäftigt in Russland über 7000 Mitarbeitende. Nestlé hat zwar vergangene Woche angekündigt, keine Werbung in Russland mehr zu schalten, Investitionen zu sistieren, keine Exporte aus Russland mehr zu tätigen und keine Produkte mit Ausnahme von essenziellen Nahrungsmitteln ins Land mehr zu importieren.
Der Effekt dieser Massnahmen ist aber bescheiden, denn 90 Prozent der in Russland verkauften Produkte werden lokal produziert und die Rohstoffe grösstenteils vor Ort bezogen. Zu den Nestlé-Produkten in Russland gehören nicht nur Grundnahrungsmittel oder Babynahrung, sondern auch Konfektwaren, Schokoladenprodukte wie Kitkat oder Glace. Mit dem weitgehenden Normalbetrieb in Russland ist Nestlé zusehends eine Ausnahme.
Die renommierte ukrainische Zeitung «Ekonomichna Pravda» bezichtigt Nestlé nun, «Blut an den Händen» zu haben. Firmen wie Nestlé, die weiterhin in Russland tätig seien, sorgten dort für Steuereinnahmen. «Sie müssen verstehen, dass Wladimir Putin mit diesem Geld Granaten kauft, um unsere Kinder zu töten», wird Oleksij Danilow, der Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates, zitiert.
Die Zeitung veröffentlichte Daten zur Steuerbelastung westlicher Firmen in Russland, die aus der Berichterstattung der Konzerne stammten.
Nestlé habe im Jahr 2021 Steuern in der Höhe von 502 Millionen US-Dollar an den russischen Staat abgeliefert (umgerechnet 472 Millionen Franken), schreibt die Zeitung, die sich auf öffentlich zugängliche Quellen stützt.
Davon könne sich Russland über 500 Panzer kaufen, heisst es. Noch mehr Steuereinnahmen hätten nur wenige westliche Firmen abgeliefert – allen voran die Tabakriesen Philip Morris (4.8 Milliarden US-Dollar) und Japan Tobacco (3.6 Milliarden US-Dollar). Ebenfalls für nennenswerte Steuereinnahmen hätten die Lebensmittelkonzerne Pepsico (810 Millionen US-Dollar) und Mars (445 Millionen US-Dollar) gesorgt. Beide haben den Verkauf gewisser Produkte eingestellt und Investitionen ausgesetzt, wollen sich aber nicht aus Russland zurückziehen, wie die Zeitung schreibt.
Russland gebe 15 Prozent des Staatshaushaltes für die Armee aus, heisst es im Artikel. Die grössten in Russland verbliebenen ausländischen Unternehmen mit Ausnahme der Banken würden jährlich etwa 20 Milliarden US-Dollar beisteuern. «Firmen, die jetzt noch in Russland sind, finanzieren die Armee und den Beschuss ukrainischer Städte.»
Eine unabhängige Verifizierung der Zahlen ist allerdings nicht möglich. Sie scheinen deutlich zu hoch gegriffen zu sein. «Sie sind völlig übertrieben», sagt Nestlé-Sprecher Christoph Meier. Nestlé habe weltweit im Jahr 2021 Steuern von 2.2 Milliarden Franken bezahlt, am meisten in der Schweiz und den USA. Russland gehöre nicht zu den grössten Empfängern. Wie viel Steuern Nestlé dort ablieferte, gibt der Konzern nicht bekannt.
Sowieso bleibt unabhängig von der Höhe der Steuererträge die Kritik an Nestlés Russland-Vertrieb. Sie kommt auch aus der Schweiz. Die Ukrainian-Swiss Business Association, der Genfer Ableger der Ukrainischen Gesellschaft und der Hilfsverein «Association Deti» haben die Nestlé-Führung Anfang Woche in einem offenen Brief aufgefordert, das Geschäft in Russland einzustellen. Russland sei für Zerstörung, den Tod von Tausenden und humanitäre Katastrophen verantwortlich.
Nestlé stehe gemäss seinem Leitspruch für «Good Food» und «Good Life». Ein solches «gutes Leben» sei in der Ukraine nicht mehr möglich. Gleichzeitig würden die meisten russischen Bürger den Krieg unterstützen und sich nicht gegen die Kriegsverbrechen aussprechen. «Darum glauben wir, dass diese halbherzigen Massnahmen nicht ausreichen.» Nestlé verkaufe in 186 Ländern seine Waren: «Machen Sie 185 daraus.»
Für solche Forderungen hat Nestlé kein Gehör. Die Massnahmen in Russland seien bekannt, teilt Sprecher Christoph Meier auf Anfrage lediglich mit. Kitkat-Verkauf und Krieg – das passt für den Lebensmittelkonzern weiterhin gut zusammen. (aargauerzeitung.ch)
Ich sag nichts. Da sabbern doch schon die Anwälte.
Aber wissen tuns alle. Nicht erst seit Beginn des Ukraine-Kriegs.
Der Druck der Konsumenten hat Frimen wie Coca Cola, Mc Donalds, Uniqlo oder auch Lindt&Sprüngli einknicken lassen, es wäre schade wenn es wieder Plakate mit „Nestlé tötet babies“ braucht um Nestlé zu überzeugen dass sie in Russland nicht so viel Geld verdienen können wie sie im Rest der Welt verlieren könnten.