Die Schweizer Wirtschaft dürfte sich nach Einschätzung der Ökonomen von Credit Suisse dieses Jahr auf breiter Front erholen. Anders als nach den ersten Lockerungen im letzten Sommer kommt die Besserung diesmal aber langsamer.
Gemäss der Analyse der CS-Ökonomen dürfte die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2021 trotz der erneuten Lockerungen nochmals um 0.5 Prozent sinken. Danach geht es aber graduell bergauf, wie es im am Dienstag veröffentlichten Bericht «Monitor Schweiz» der Grossbank heisst. Für das Gesamtjahr halten die CS-Wirtschaftsexperten an ihrer bisherigen Prognose fest, wonach das BIP 2021 um 3.5 Prozent wachsen dürfte.
In der zweiten Welle wirkt sich die Pandemie nach der Einschätzung der Experten weniger stark auf die Wirtschaft aus als im letzten Jahr. So ist beispielsweise die weltweite Wirtschaftslage heute besser als während der ersten Welle und mit den Impfbemühungen ist ein Ende der Coronapandemie langsam in Sichtweite.
Zudem haben die asiatischen Länder, die einen grossen Teil der weltweiten Nachfrage abdecken, die Pandemie bereits weitestgehend im Griff. Und weil die Massnahmen zur Bekämpfung des Virus während der zweiten Welle weniger strikt waren als während der ersten Welle, werde auch der Jo-Jo-Effekt des privaten Konsums geringer ausfallen.
Dieser war nach den ersten Lockerungen unter anderem darum so stark, weil die Haushalte im ersten Lockdown etwa doppelt so viel gespart haben wie in normalen Zeiten - und zwar etwa 3'000 Franken. Laut dem Bericht sind viele Einkommen dank den Zahlungen des Staates und der Arbeitslosenversicherung weniger stark gesunken als der Konsum, der durch den Lockdown eingeschränkt war. Als die Läden wieder aufgingen, gaben die Konsumenten dann wieder Geld aus - und zwar deutlich mehr als normalerweise.
In der zweiten Welle liegt dieser zusätzliche Sparbetrag laut der Einschätzung der CS-Experten wegen den weniger restriktiven Massnahmen und geringeren Einkommensverlusten noch bei etwa 880 Franken pro Haushalt. Diesmal ist das Polster für den Nachholkonsum also deutlich dünner.
Das führt laut den Experten unter anderem dazu, dass sich die Erholung nun langsamer einstellen wird als im letzten Jahr. Aber auch zwischen den unterschiedlichen Branchen werden grosse Unterschiede erwartet.
Gemäss der Analyse wird die Rückkehr zum Vorkrisenniveau in Branchen wie der interkontinentalen Hotellerie am längsten auf sich warten lassen. Sobald Schweizer ihre Ferien wieder im Ausland verbringen dürfen, bricht hierzulande ausserdem die Unterstützung durch Inlandtouristen wieder weg.
Aber auch beispielsweise die Gastronomie und Freizeitbranche haben wohl noch länger an der Krise zu nagen, weil dort der Konsum nicht einfach nachgeholt werden kann: Obwohl die Konsumenten lange nicht mehr ins Restaurant gehen konnten, werden sie künftig nicht plötzlich täglich auswärts essen.
Trotzdem dürfte die Erholung insgesamt laut Einschätzung der Experten aber viel breiter sein als im Sommer 2020 und die Wirtschaftsleistung vor Ende 2021 wieder das Vorkrisenniveau erreichen.
Der Wohlstandsverlust ist laut dem Bericht aber enorm. Die Ökonomen schätzen die BIP-Einbussen aus dieser Zeit auf 36 Milliarden Franken im vergangenen und 21 Milliarden im aktuellen Jahr. Bis diese Wachstumslücke wieder geschlossen ist, dürfte es länger dauern als bis Ende 2022.
(aeg/sda/awp)