Wirtschaft
Schweiz

Jetzt wirbt die SRG auch noch auf Facebook 

Gebühren für die Werbung

Jetzt wirbt die SRG auch noch auf Facebook 

Die SRG sagt, dass bei einem Werbeverbot im TV-Programm Geld ins Ausland abfliesst. Das Unternehmen wirbt aber selbst auf YouTube und Co. 
13.01.2015, 10:2213.01.2015, 10:43
Antonio Fumagalli / Aargauer Zeitung
Mehr «Wirtschaft»
Ein Artikel von
Aargauer Zeitung
Bild
Bild: KEYSTONE

Die Forderung, die Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument letzte Woche an der traditionellen Dreikönigstagung des Verbandes Schweizer Medien präsentierte, hat es in sich: Auf den Sendern der mehrheitlich gebührenfinanzierten Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) soll Werbung künftig verboten sein – so wie es bereits in deren Anfangsjahren der Fall war. Lebrument plädiert für das britische Modell: Die öffentlich-rechtlichen Sender finanzieren sich über Gebühren, Werbeeinnahmen hingegen stehen den privaten Verlegern zu. 

Die SRG hat naturgemäss wenig Gehör für die Forderungen der privaten Konkurrenz. Ruedi Matter, Direktor von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), sagte gegenüber dem Branchenportal «Persönlich»: «Wer meint, ein Werbeverbot auf SRG-Sendern käme den privaten Verlegern zugute, irrt. Viele Millionen würden nach Deutschland fliessen.» Bereits heute ist der Abfluss von Werbegeldern ins Ausland der SRG ein Dorn im Auge, Generaldirektor Roger de Weck hat diese «Fehlentwicklung» mehrfach angeprangert. 

Kampf der Chöre auf Facebook 

Nur: Die SRG sorgt selbst dafür, dass nicht alle Werbegelder heimisch bleiben. Nachdem sie bereits im vergangenen Winter auf YouTube Werbung für «The Voice of Switzerland» schaltete («Die Nordwestschweiz» berichtete), versuchte sie im Herbst mit bezahlten Anzeigen die Facebook-Nutzer für den «Kampf der Chöre» zu begeistern. So forderte SRF die User etwa auf, «es wie Luca Hänni zu machen», das «lustigste Backenfoto» hochzuladen – um dabei indirekt die Werbetrommel für die Sendung zu rühren. Auch auf YouTube wurde erneut geworben, dieses Mal für die Internetplattform «SRG Insider». 

Was diese Online-Werbeauftritte gekostet haben, gibt die SRG nicht bekannt. Es sei nur «ein kleiner Teil des Werbebudgets», so Mediensprecher Daniel Steiner. Wie gross die gesamten Werbeausgaben sind, weist das Unternehmen «aus wettbewerbsrechtlichen Gründen» ebenfalls nicht aus. 

Für Gregor Rutz, Zürcher SVP-Nationalrat und Vorstandsmitglied der Aktion Medienfreiheit, ist das Verhalten der SRG «absolut widersprüchlich». Man dürfe von einem öffentlich-rechtlich finanzierten Unternehmen eine höhere Sensibilität erwarten. «Die SRG muss dafür sorgen, dass die Gebührengelder im Inland bleiben», so Rutz. 

Die SRG ihrerseits erkennt in den eigenen Werbeauftritten keinen Widerspruch. «Wir inserieren dort, wo das Zielpublikum der jeweiligen Sendungen am besten zu erreichen ist. Wenn wir junge Leute ansprechen wollen, sind das unter anderem die erwähnten Online-Plattformen», sagt Steiner. 

Für Nationalrat Rutz ein Scheinargument: «Es gibt in der Schweiz genügend Portale, auf denen sich auch die Jungen tummeln. Ich halte es für durchaus möglich, dass die SRG mit ihrer Werbestrategie im Ausland einfach verhindern möchte, die private Konkurrenz in der Schweiz zu unterstützen.» 

Gesucht: Plattform für Junge 

Jetzt auf

Dass bei ihren Werbeauftritten auch Geld ins Ausland abfliesst, ist der SRG laut Steiner «nicht gleichgültig». Man sei deshalb weiterhin bemüht, in Zusammenarbeit mit den Verlegern eine grosse Schweizer Plattform aufzubauen. Wie diese konkret aussehen könnte, ist noch völlig unklar – die privaten Verleger haben ein erstes Angebot vor Jahren zurückgewiesen. Klar ist einzig: Die Internetplattform würde in erster Linie auf ein junges Publikum zielen, um es auf dem Werbemarkt gegen Facebook, YouTube und Co. aufnehmen zu können. 

Medienrechtsprofessor Urs Saxer sieht einer allfälligen gemeinsamen Plattform zwischen Verlegern und SRG allerdings von vornherein skeptisch entgegen. «Es würden sich eine ganze Reihe von kartell- und wettbewerbsrechtlichen Fragen stellen. Auch müsste geklärt werden, inwiefern dies überhaupt mit dem Service-public-Auftrag der SRG vereinbar ist», so der Rechtsanwalt. Saxer möchte allerdings zuerst die Ausgestaltung des Service public «grundlegend diskutieren», bevor man über Finanzierung und Werbung der SRG debattiere. (Nordwestschweiz)

Zugabe: Die meistgezeigten Spielfilme im Schweizer Fernsehen

1 / 45
Die meistgezeigten Spielfilme im Schweizer Fernsehen
8 Ausstrahlungen: Lara Croft – Tomb Raider (Produktionsjahr 2001). Stand: Oktober 2014
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3
Tesla will 400 Stellen im Werk im deutschen Grünheide abbauen
Nach der Ankündigung eines weltweiten Stellenabbaus beim US-Autobauer Tesla zeichnen sich auch Einschnitte für das einzige europäische Tesla-Werk in Grünheide ab.

Der weltweit geplante Stellenabbau bei Tesla betrifft auch hunderte Jobs im einzigen europäischen Werk des US-Elektroautobauers in Grünheide bei Berlin. Das Unternehmen kündigte am Dienstag in einer Mitteilung den Abbau von 400 Stellen an. Um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, plant das Unternehmen dazu ein «Freiwilligenprogramm» für die Mitarbeitenden. Zur Umsetzung dieses Programms würden Gespräche mit dem Betriebsrat aufgenommen. Details nannte Tesla zunächst nicht.

Zur Story