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Genuss oder bereits Sucht? Mit nur zwei Fragen erkennt man Alkoholiker

Leere Alkoholflaschen stehen auf dem Brunnenrand beim Rosalia-Wenger-Platz, fotografiert am Montag, 28. Oktober 2024 in Bern. (KEYSTONE/Christian Beutler)
Alkohol kann schnell abhängig machen.Bild: keystone

Genuss oder bereits Sucht? Mit diesen zwei Fragen erkennt man angeblich Alkoholiker

Die Grenze zwischen Alkoholsucht und kontrolliertem Konsum ist fliessend. Alkoholprobleme zu erkennen, ist daher schwierig. Doch es gibt Kriterien.
23.05.2025, 16:4323.05.2025, 16:43
Melanie Rannow / t-online
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Eine britische Forschergruppe an der University of Leicester hat herausgefunden: Zwei Fragen genügen, um zu erkennen, ob ein Mensch Alkoholiker ist.

Die Wissenschaftler untersuchten 17 Studien, in denen Ärzte ihren Patienten Fragen zum Alkoholkonsum gestellt hatten. Dabei zeigte sich: Wurde nur eine Frage zu den Trinkgewohnheiten gestellt, lag die Trefferquote, einen Alkoholiker zu erkennen, nur bei 54 Prozent. Bei zwei Fragen stieg die Genauigkeit der Diagnose auf 87 Prozent.

Test: Alkoholiker erkennen mit nur zwei Fragen?

Die zuverlässigsten Ergebnisse lieferte die Frage «Wie oft trinken Sie sechs oder mehr alkoholische Getränke bei einer Gelegenheit?» Wer hier zugeben muss, dies häufig oder gar regelmässig zu tun, hat mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Alkoholproblem. Dies liess sich bei den Probanden jeweils mit anderen Tests bestätigen.

Ebenfalls relativ sicher war das Ergebnis, wenn folgende Frage gestellt wurde: «Haben Sie jemals morgens zuerst Alkohol getrunken, um sich nervlich zu stabilisieren?»

Die zweite Frage stammt aus dem sogenannten CAGE-Test, mit dem Menschen ihren eigenen Alkoholkonsum hinterfragen können. Andere Tests sind oft aufwendiger und beinhalten einen ganzen Fragenkatalog.

Nach Ansicht von Studienleiter Alex Mitchell könnte das Ergebnis der Studie dazu beitragen, dass Hausärzte die Alkoholprobleme ihrer Patienten leichter erkennen. Durch das Einstreuen zweier Fragen im Gespräch könne man so aufwendige Standardtests umgehen.

Was hilft?
Was harmlos beginnt, kann gefährliche Folgen haben: Wer jeden Tag ein oder mehrere Biere trinkt, überschreitet nicht nur gesundheitlich empfohlene Grenzen, sondern riskiert ernsthafte Langzeitschäden – für Körper, Psyche und soziale Beziehungen. Der erste Schritt raus aus der Routine: Alkoholfreie Tage einbauen, Konsum dokumentieren – und das Gespräch mit Hausarzt oder Beratungsstellen suchen. Eine Online-Anlaufstelle ist suchtschweiz.ch/hilfe/.

So schadet täglicher hoher Bierkonsum dem Körper

Wer über längere Zeit fünf Biere (à 0,33 l) täglich trinkt, gefährdet zahlreiche Körperfunktionen – oft schleichend, aber dauerhaft. Betroffen sind vor allem:

  • Leber: Alkohol wird fast vollständig in der Leber abgebaut. Übermässiger Konsum führt zu Fettleber, Entzündungen bis hin zur Leberzirrhose. Schäden bleiben oft lange unbemerkt, lassen sich aber im Blutbild (Leberwerte) nachweisen.
  • Herz und Kreislauf: Alkohol erhöht den Blutdruck, verdickt das Herzgewebe und steigert das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich.
  • Gehirn: Konzentrationsschwäche, Gedächtnisverlust und emotionale Instabilität können Folgen sein. Studien zeigen: Schon mittelhoher Alkoholkonsum kann die Hirnmasse schrumpfen lassen.
  • Magen-Darm-Trakt: Magenschleimhautentzündungen, Durchfälle und ein erhöhtes Risiko für Bauchspeicheldrüsenentzündungen sind typisch.
  • Immunsystem: Der Körper wird anfälliger für Infekte, die Wundheilung verlangsamt sich.
  • Krebsrisiko: Alkohol zählt laut dem Internationalen Krebsforschungszentrum zur höchsten Risikostufe – ähnlich wie Tabak oder Asbest. Besonders betroffen: Leber, Brust, Darm und Mundraum.

Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.

Quellen

  • Nachrichtenagentur DPA
  • deximed.de: "Alkoholabhängigkeit (Alkoholismus)"
  • S3-Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften: Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen. AWMF-Leitlinien-Register-Nr. 076-001
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