Der Medizin-Nobelpreis geht in diesem Jahr an John O'Keefe aus den USA sowie das norwegische Ehepaar May-Britt und Edvard Moser. Sie teilen sich die Auszeichnung für die Entdeckung von Zellen, die ein Positionierungssystem im Gehirn bilden. Das teilte das Karolinska-Institut am Montag in Stockholm mit.
Damit Menschen wissen, wo sie sind, und den Weg von einem Ort zum anderen finden, hat das Gehirn eine Art «inneres GPS» (Global Positioning System). Es macht es möglich, sich im Raum zu orientieren, und zeigt somit das zelluläre Fundament einer höheren kognitiven Funktion auf, wie das Nobel-Komitee in seiner Begründung schreibt.
Die erste Komponente dieses Systems entdeckte John O'Keefe bereits 1971: Er fand bei Ratten in einer Hirnregion namens Hippocampus einen Typ Zellen, der immer dann aktiv war, wenn sich das Tier an einem bestimmten Ort befand. War es woanders, waren andere Zellen aktiv. O'Keefe schloss daraus, dass diese «Ortszellen» eine Karte des Raumes bildeten.
Viele Jahre später, im Jahr 2005, entdeckten May-Britt und Edvard Moser einen weiteren entscheidenden Baustein des Gehirn-GPS. Sie fanden einen Zelltyp, den sie «Rasterzellen» nannten. Diese bilden eine Art Koordinatensystem und erlauben damit das präzise Navigieren. Ihre weiteren Forschungen zeigten auf, wie Orts- und Rasterzellen zusammenwirken.
Die höchste Auszeichnung für Mediziner ist mit umgerechnet 1'060'000 Franken (8 Millionen Schwedische Kronen) dotiert. Am Dienstag und Mittwoch werden die Träger des Physik- und des Chemie-Nobelpreises benannt. Die feierliche Überreichung findet traditionsgemäss am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.
Im vergangenen Jahr hatten der gebürtige Deutsche Thomas Südhof sowie James Rothman und Randy Schekman aus den USA die Auszeichnung erhalten. Sie hatten wesentliche Transportmechanismen in Zellen entdeckt, deren Defekte Grundlage von vielen Krankheiten sind. (sda/dpa)