Ein internationales Forscherteam mit Schweizer Beteiligung hat vier neue menschengemachte Gase in der Atmosphäre gefunden, die die Ozonschicht zerstören. Mehr als 74'000 Tonnen davon wurden freigesetzt, berichteten sie am Sonntag im Fachblatt «Nature Geoscience». Es handelt sich dabei um verschiedene Fluorchlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW), wie sie früher häufig in diversen Haushaltsgeräten eingesetzt worden sind. Ein internationales Abkommen verbietet ihren Einsatz.
Sie tauchten seit den 1960er Jahren in der Atmosphäre auf, schreibt das Team um Johannes Laube von der britischen University of East Anglia. Somit müssten sie menschlichen Ursprungs sein. Die Messungen zeigen, dass die vier neuen Gase erst vor kurzem in die Atmosphäre gelangt sind. Zwei davon reichern sich bis heute deutlich an, wie die Hochschule in einer Mitteilung schrieb. Dies sei der höchste Anstieg seit der Regulierung der FCKW in den 1990er Jahren – auch wenn er klein sei im Vergleich zur Million Tonnen, die noch in den 1980ern freigesetzt wurden.
Die Zunahme stehe im Widerspruch zum Montreal Protokoll von 1989, das auf einen stufenweisen Ausstieg von ozonschädigenden Substanzen abzielt, hiess es in der Mitteilung. Ein vollständiges Verbot folgte 2010. Die neuen Gase fielen ebenfalls unter das Protokoll, schreiben die Forscher. Woher die Gase stammen, wissen sie nicht. Sie vermuten, dass sie als Chemierohstoffe für die Insektizidproduktion oder als Lösungsmittel zur Reinigung von Elektronik dienen könnten. «In Anbetracht der Tatsache, dass zwei der Substanzen in den letzten Jahren zunahmen, könnte es an Zeit sein, ihre Herkunft zu untersuchen.»
Da FCKW nur langsam abgebaut werden, würden sie noch für Jahrzehnte in der Atmosphäre bleiben. Die Forscher haben für die Studie heutige Luftproben mit Luftblasen verglichen, die in Eisbohrkernen aus Grönland eingeschlossen sind. Sie schauten sich auch Luftproben an, die zwischen 1978 und 2012 im relativ unverschmutzten Tasmanien gesammelt worden waren.
Eisbohrkerne sind ein jahrhundertealtes Archiv der Erdatmosphäre. Der an der Arbeit beteiligte Physiker Jakob Schwander von der Uni Bern ist ein führender Spezialist für ihre Gewinnung. (dwi/sda)