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Du wirst «hangry»? Forscher finden möglicherweise endlich eine Erklärung

Du wirst wütend, wenn du hungrig bist? Die Forschung könnte endlich eine Erklärung haben

07.07.2022, 09:5807.07.2022, 14:52
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Du bist reizbar, sensibel und würdest am liebsten auf etwas draufhauen. Sobald du jedoch was zu beissen kriegst, ist die Welt wieder im Reinen – kurz: Du warst «hangry». Die Wissenschaft hat diesen Zustand nun endlich auch ausserhalb von Laborversuchen beim Menschen nachgewiesen.

Die Forschenden um Viren Swami von der britischen Anglia Ruskin University (ARU) werteten die Angaben von über 60 erwachsenen Probanden aus, die über einen Zeitraum von 21 Tagen fünfmal am Tag per App nach ihrem Hungergefühl und Gefühlszuständen wie Ärger, Reizbarkeit und Vergnügen befragt wurden. Heraus kam, dass es in der Tat einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Hungergefühl und negativen Gefühlen gibt. Die Studie wurde im Fachjournal «Plos One» veröffentlicht.

Ein Meme zum Hangry-Zustand
Längst in der Meme-Kultur angekommen: der Hangry-Zustand.Bild: imgflip.com

So weit, so unspektakulär. Interessant ist, warum dieser Zusammenhang bestehen könnte. Hierzu hat Swami zwei Theorien:

  • Das Gehirn ist im hungrigen Zustand nicht mehr im gleichen Masse fähig, aufkommende Emotionen zu kontrollieren.
  • Unser hungriger Körper reagiert anders auf äussere Faktoren und wird sensibler für negative Eindrücke, deshalb empfinden wir diese dann als störender als im Normalzustand.

«Es ist wahrscheinlich eine komplizierte Kombination aus beidem», sagte der Wissenschaftler zur Deutschen Presse-Agentur. Er gehe aber davon aus, dass psychologische Faktoren eine grössere Rolle spielten als der Blutzuckerspiegel, dessen Einfluss in diesem Zusammenhang von verschiedenen Studien angezweifelt worden sei.

Und was nützt uns dieser Befund?

Problematisch sind negative Gefühle, wenn man deren Ursache nicht erkennt. Denn dann fällt es umso schwerer, wieder zum Pfad der Glückseligkeit zurückzufinden. «Wenn ich wütend bin, muss ich nach der Quelle dieser Wut suchen», sagt Swami. Erkennst du also, dass du «hangry» bist, reicht ein kleiner Happen. So könne man seine Gefühle besser einordnen und die Situation besser meistern.

Es gibt jedoch auch Kritik an der Studie. Zum einen ist das Sample mit etwas über 60 Probanden relativ klein. Ausserdem sei es schwer, in diesem Zusammenhang Ursache und Wirkung klar zu trennen. Hunger könne ein Ausdruck von Ärger sein, sagte der emeritierte Professor für Ernährungs- und Gesundheitspsychologie Johann Christoph Klotter von der Hochschule Fulda zur dpa.

Wirst du «hangry»?

(leo mit Material der sda und dpa)

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