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Kaffee oder Tee – was ist gesünder? Das ist der Gewinner im Duell

Was ist gesünder – Kaffee oder Tee? Das ist der Gewinner

06.10.2022, 19:5107.10.2022, 17:03
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Kaffee und Tee gehören zu den meistkonsumierten Getränken der Welt. Tee belegt sogar nach Wasser Platz zwei. Sowohl Tee als auch Kaffee konnte schon x-fach eine positive Wirkung auf die Gesundheit nachgewiesen werden.

Doch wer gewinnt, wenn es um die direkte Gegenüberstellung geht? Die US-amerikanische «Washington Post» hat sich das mit den neusten Studien genauer angeschaut. Das sind ihre Erkenntnisse.

Was hast du lieber?

Ballaststoffquelle

Ballaststoffe kommen vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln vor. Viele Menschen tendieren heutzutage zu einem Ballaststoffmangel – obwohl die pflanzlichen Faser- und Quellstoffe richtig gesund für unseren Körper wären. Sie sorgen nämlich für ein länger anhaltendes Sättigungsgefühl, stimulieren die Darmtätigkeit und fördern eine intakte Darmschleimhaut und -flora.

Kaffee Quiz
Drei Tassen Espresso können bereits einen Fünftel des täglichen Bedarfs an Ballaststoffen abdecken – und diese sind wichtig und gesund! Bild: Philips

Eine Tasse Kaffee enthält laut einer Studie zwischen 1,1 und 1,8 Gramm Ballaststoffe – je nachdem, ob es sich um Espresso, Filter- oder Instantkaffee handelt.

Tönt nach wenig? Ist es aber nicht. Angenommen, ein Kaffeetrinker, eine Kaffeetrinkerin, geniesst im Durchschnitt drei Tassen Kaffee am Tag. Damit hätte die Person bereits ein Fünftel der täglich empfohlenen Ballaststoff-Menge zu sich genommen. Eine Tasse Kaffee enthält somit mehr Ballaststoffe als ein Glas Orangensaft.

Tee hingegen wird kaum dabei helfen, die täglich gesunde Dosis an Ballaststoffen zu erreichen. Dieser Punkt geht deshalb klar an den Kaffee: 1 zu 0 Kaffee.

Mentale Fitness

Etwas länger arbeiten oder lernen für eine wichtige Prüfung: Koffein kann dabei helfen. Und davon hat es sowohl im Kaffee als auch im Tee zur Genüge. Studien zeigen, dass Koffein die Aufmerksamkeitsspanne, Wachsamkeit und Reaktionszeit verbessern kann. Allerdings: Zu viel Koffein kann zu Nervosität und Übererregung führen, was sich wiederum negativ auf die Leistung auswirken kann.

Der Koffeingehalt von Kaffee und Tee variiert in Abhängigkeit von vielen Faktoren stark. Die «Washington Post» zitiert hier eine Studie: Demnach enthält eine Tasse gebrühten Kaffees etwa 100 Milligramm Koffein. (Espresso und Instantkaffee enthalten etwas weniger.) Im Vergleich dazu findet sich in 2,3 Deziliter Schwarztee mit etwa 50 Milligramm viel weniger Koffein.

Frau lernt und trinkt Kaffee
Kaffee oder Tee? Ersterer kann dich zwar wach machen – aber auch deinen Schlaf stören.Bild: Shutterstock

Aber was ist jetzt besser für die optimale Aufmerksamkeit? Eine andere Studie kann das beantworten: Dort wurden die Teilnehmenden nämlich aufgefordert, über den Tag verteilt vier Tassen Kaffee oder Tee zu trinken. Beide Getränke hatten ähnliche Auswirkungen auf die Wachsamkeit und die kognitive Leistungsfähigkeit. Der Tee hatte jedoch einen grossen Vorteil gegenüber dem Kaffee: Er enthielt genug Koffein, um die Leistung zu steigern, aber nicht so viel, dass er den Schlaf störte.

Dieser Punkt geht darum an den Tee. Es steht 1 zu 1.

Gesunder Darm

Sowohl Tee als auch Kaffee beinhalten Polyphenole. Noch nie gehört? Polyphenole zählen zu den sekundären Pflanzenstoffen und sind sehr gesund. Sie kommen ausschliesslich in Pflanzen vor und befinden sich in den Randschichten von Obst, Gemüse und Getreide.

Polyphenole sind wahre Gesundheitswaffen: Sie können das Risiko, chronische Krankheiten zu kriegen, mindern und stellen sozusagen Super-Food dar für unsere gesunden Darmbakterien, die dadurch länger leben können.

Grüntee und Schwarztee
Tee ist nicht gleich Tee: Grüntee zum Beispiel enthält mehr Polyphenole als Schwarztee – aber immer noch weniger als Kaffee.Bild: Shutterstock

Kaffee hat deutlich mehr Polyphenole als grüner Tee, und grüner Tee wiederum hat mehr Polyphenole als schwarzer Tee. Kaffee übernimmt deshalb wieder die Führung – 2 zu 1 für die schwarze Brühe.

Weniger Herzerkrankungen

Gemäss verschiedenen Studien scheinen sowohl Tee als auch Kaffee gut für das Herz zu sein – beides senkt das Risiko für Herzkrankheiten und Schlaganfälle.

Allerdings sind solche Studien immer ein bisschen tricky: Es könnte nämlich auch sein, dass Kaffee- und Teetrinker viele andere Gewohnheiten haben, wie mehr Sport treiben oder sich gesünder ernähren, die sich gut auf die Herzgesundheit auswirken.

Aber es scheint, dass die Antioxidantien und Polyphenole in Kaffee und Tee eine schützende Wirkung auf die Herzgesundheit haben. Klinische Studien zeigen, dass regelmäßiger Teekonsum, insbesondere von grünem Tee, den Blutdruck und den Cholesterinspiegel leicht verbessern kann. Der Genuss von «Decaf»-Kaffee – etwa zwei bis vier Tassen davon pro Tag – wird ebenfalls mit einer Verringerung von Herzerkrankungen in Verbindung gebracht. Dies deutet darauf hin, dass die Vorteile des Kaffee- und Teetrinkens für das Herz wahrscheinlich auf andere Stoffe als Koffein zurückzuführen sind. Laut der «Washington Post» gibt es mehr Studien, die Kaffee mit der Gesundheit des Herzens in Verbindung bringen, als es für Tee der Fall ist.

Kaffee und Tee
Kaffee oder Tee? Geht es um die Herzgesundheit, spielt das keine Rolle – beides ist gut.Bild: Shutterstock

Trotzdem: Mit beidem macht man auf jeden Fall nichts falsch. Es kriegen beide Getränke einen Punkt: Es steht 3:2 für den Kaffee.

Geringeres Krebsrisiko

Diese Erkenntnisse gehören wohl zu den klarsten – und, in ihrer Stärke, überraschendsten: Kaffeetrinkerinnen und -trinker haben ein signifikant tieferes Risiko, an Krebs zu erkranken. Mehrere Studien, inklusive einer Meta-Analyse über 59 Studien, kommen im Schnitt zum Schluss: Menschen, die regelmässig Kaffee trinken, haben ein um 13 Prozent geringeres Risiko, an Krebs zu erkranken, als Menschen, die selten oder nie trinken.

Bei Tee hingegen konnte dieser Zusammenhang nicht nachgewiesen werden. Dieser Punkt geht deshalb klar an Kaffee: 4 zu 2.

Typ-2-Diabetes

Eine Meta-Analyse von Untersuchungen, an denen mehr als eine Million Menschen teilnahmen, ergab, dass Menschen, die täglich bis zu vier Tassen Kaffee tranken, ein um 25 Prozent geringeres Risiko hatten, an Diabetes zu erkranken, als solche, die wenig oder gar keinen Kaffee tranken. Das könnte an einem bestimmten Polyphenol liegen, von dem bewiesen wurde, dass es die Insulinempfindlichkeit und die Blutzuckerkontrolle verbessert, so die «Washington Post».

Bei Tee gab es zwar auch solche Hinweise, allerdings sind sich die Studien in diesem Fall nicht wirklich einig. Einmal mehr geht deshalb dieser Punkt an Kaffee: 5 zu 2!

Stresslevel

Hier kann der Tee aber wieder auftrumpfen: Studien haben nämlich herausgefunden, dass das Trinken von grünem oder schwarzem Tee Menschen dabei helfen kann, sich entspannter zu fühlen und ihren Cortisolspiegel, das Stresshormon, zu senken.

Der Grund: Zum Teil kann das auf L-Theanin zurückgeführt werden. Das ist eine Verbindung, die in Tee – insbesondere in grünem und schwarzem Tee – enthalten ist und die Entspannung zu fördern scheint. Offenbar ist L-Theanin manchmal sogar in Melatonin-Präparaten enthalten, um den Schlaf zu fördern.

Kaffee hingegen stimuliert den Cortisolspiegel eher, steigert dafür das Wohlbefinden und die Laune. Aber: Ist das Ziel pure Entspannung, dann ist eine Tasse Tee die bessere Wahl. Diese Runde geht deshalb an den Tee: Es steht 5 zu 3.

Langlebigkeit

Und gleich nochmal so richtig gute Nachrichten für Tee- und Kaffeeliebhaber: Beide leben nämlich länger als Menschen, die gar nichts von beidem trinken.

Bei Teetrinkern werden sowohl grüner als auch schwarzer Tee mit einer höheren Lebenserwartung in Verbindung gebracht. Wissenschaftler in England begleiteten eine halbe Million Menschen über einen Zeitraum von 14 Jahren. Sie fanden heraus, dass Menschen, die täglich mindestens zwei Tassen Tee tranken, tatsächlich ein um 9 bis 13 Prozent geringeres Risiko hatten, während des Studienzeitraums zu sterben, als Nicht-Tee-Trinker.

Kaffeetrinkerinnen und Kaffeetrinker führen ein längeres Leben
Kaffeetrinkerinnen führen im Schnitt ein längeres Leben!Bild: Shutterstock

Nicht anders bei Kaffeetrinkerinnen: Eine kürzlich durchgeführte Studie fand heraus, dass diejenigen, die täglich 2,5 bis 4,5 Tassen Kaffee tranken, während der etwa siebenjährigen Studiendauer eine um 30 Prozent geringere Sterbewahrscheinlichkeit hatten als diejenigen, die keinen Kaffee tranken. Sogar solche, die ihren Kaffee mit einem Teelöffel Zucker tranken, schienen von den Vorteilen zu profitieren.

Die «Washington Post» erteilt hier beiden Getränken einen Punkt. Endstand: 6 zu 4 für den Kaffee!

Fazit

Enthusiastinnen und Enthusiasten können sich freuen: Kaffee gewinnt dieses Duell mit zwei Punkten Vorsprung!

Hier bleibt noch zu erwähnen, dass einige der oben genannten Studien ein klares «Aber» haben: Es handelt sich bei vielen um sogenannte Beobachtungsstudien. Das heisst, allenfalls positive Effekte können nicht isoliert betrachtet werden. Sie entstehen möglicherweise aufgrund von anderen Faktoren, die mit der Wahrscheinlichkeit, Kaffee oder Tee zu trinken, korrelieren.

Egal – sagt die «Washington Post». Die positiven Effekte beider Getränke sind aufgrund der Erkenntnisse zahlreicher Studien sowieso unbestritten. Ein Grund dafür, dass Kaffee das Gesundheitsduell gewinnt, könnte allerdings darin liegen, dass es schlicht schon mehr Studien zum Zusammenhang Kaffee-Gesundheit gibt. Gut möglich also, dass Tee mit der Zeit aufholen wird. (lak)

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46 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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K1aerer
06.10.2022 20:38registriert Mai 2019
Das heisst, wenn man beides trinkt, ist man unsterblich 🤭.
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Zerschmetterling
06.10.2022 22:41registriert Mai 2017
In der Umfrage fehlt Bier
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Kornwolf
06.10.2022 22:12registriert Januar 2022
Hab ich die positiven Effekte auch, wenn ich meinen Kaffee als " Starbucks Venti Caramel Frappuchino mit extra Schlagrahm und extra Carameltopping" trinke? 😉
Im Ernst: wurde in den Studien schwarzer Kaffee verglichen? Macht doch für die Gesundheit einen Unterschied, ob ich noch Kaffeerahm und Zucker nehme oder schwarz. Und Tee wird sicher häufiger pur genossen als Kaffee.
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