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Mehr Sex mit eigenem Geschlecht: Rhesusaffen-Studie zeigt Erstaunliches

Männliche Affen haben mehr Sex mit Männchen als mit Weibchen – und davon einen Vorteil

13.07.2023, 13:2413.07.2023, 14:01
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Gleichgeschlechtlicher Sex ist nicht nur beim Menschen verbreitet, sondern kommt auch in der Tierwelt häufiger vor. Bei den Rhesusaffen gehen Männchen mit anderen Männchen sogar häufiger sexuelle Beziehungen ein als mit Weibchen. Über drei Jahre hat eine Gruppe Wissenschaftler eine solche Population in Puerto Rico beobachtet, nun haben die Forscher ihre Ergebnisse im Magazin «Nature Ecology & Evolution» präsentiert.

Demnach haben 72 Prozent der Männchen Sex mit anderen Männchen und nur 46 Prozent haben Sex mit dem anderen Geschlecht. Es gibt mehrere Theorien dazu, warum das so ist: das Fehlen von Weibchen, Dominanz-Verhalten oder einfach nur sexuelle Lust. Nun haben die Forscher um den Biologen Vincent Savolainen aufgrund ihrer Beobachtungen eine neue Theorie aufgestellt.

This photo provided by the California National Primate Research Center shows a nursing rhesus macaque monkey in 2013. In a study of hundreds of milk samples, researcher Katie Hinde of Harvard Universi ...
Rhesusaffen-Männchen, die mit anderen Männchen Sex haben, sind erfolgreicher in der Fortpflanzung. Bild: ap/California National Primate Research Center

Ein evolutionärer Vorteil

Jene Männchen, die mit anderen Männchen Sex hatten, unterstützten sich auch häufiger in Kämpfen. Zudem hatten diese Affen auch häufiger Sex mit Weibchen – und damit auch mehr Nachwuchs als die rein heterosexuellen Affen. Laut Savolainen könnte dies sogar zusammenhängen:

«Sie gehen Beziehungen miteinander ein und unterstützen sich. Dadurch gewinnen sie auch mehr Zugang zu den Weibchen und haben mehr Babys.»
Vincent SavolainenNew scientist

Weiter hat der Nachwuchs dieser Beziehungen ebenfalls häufiger gleichgeschlechtlichen Sex, mehr Unterstützung und wiederum mehr Nachwuchs. Darum sprechen die Forscher dabei von einem evolutionären Vorteil. Dieser Befund dürfte aber aufhorchen lassen.

Vererbtes Verhalten

Mit genetischen Tests und detaillierten Stammbäumen fanden die Forscher heraus: Dieses Verhalten wird zu 6,4 Prozent vererbt. Es sei schwierig, Verhalten auf bestimmte Gene zurückzuführen. Deshalb bewege sich dieser Prozentsatz – obschon tief – etwa im Durchschnitt. Studien zu einem solchen Zusammenhang haben zum Beispiel für die Körperpflege oder anderes soziales Verhalten ähnliche Resultate erzielt.

Die Forscher halten aber fest, dass sich die Sexualität der Affen von jener der Menschen unterscheide. Dennoch zeigten diese Ergebnisse die Variabilität von Sex:

«Leider glauben einige Menschen immer noch, dass gleichgeschlechtlicher Verkehr ‹unnatürlich› ist, und in einigen Ländern wird immer noch die Todesstrafe für Homosexualität verhängt. Unsere Forschung zeigt, dass gleichgeschlechtliches Paarungsverhalten bei nichtmenschlichen Tieren tatsächlich weit verbreitet ist.»
Vincent SavolainenEurekAlert

(leo)

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89 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Haarspalter
13.07.2023 13:51registriert Oktober 2020
Das war’s dann wohl für Rhesusaffen in Uganda, Ungarn, Russland…
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s'Paddiesli
13.07.2023 13:33registriert Mai 2017
Mit anderen Worten :
Ein bisschen Bi schadet nie. 😉
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flausch
13.07.2023 15:39registriert Februar 2017
Ergo Sexualität (miteinander) teilen kann ein evolutionärer Vorteil gegenüber dem vermeintlich Gottgegebenen heteronormativen ewigi liebi dingsbums sei? Oh Wunder, wer hätte das gedacht?
Die Konservativen Hassprediger in den vergangenen Kommentarspalten scheinen es noch nicht ganz verdaut zu haben.
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