Die Patientinnen, vier Teenager im Alter von 13 bis 18 Jahren, litten am Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom (MRKH). Dabei handelt es sich um eine angeborene Fehlbildung des weiblichen Genitals: Die betroffenen Frauen – etwa eine auf 4500 – werden mit einer unvollständig ausgebildeten Vagina geboren, zum Teil fehlt diese sogar ganz.
Solche Patientinnen werden oft mit Dehnungsprozeduren behandelt, die sehr schmerzhaft sind, oder sie erhalten eine Ersatzvagina aus körpereigenem Gewebe, meist aus dem Darm oder der Haut. Die Implantate verursachen allerdings oft Probleme, beispielsweise Infektionen. Auch kann es vorkommen, dass das Transplantat schrumpft. Diese traditionellen Therapien weisen bei Patientinnen im Kindesalter eine Komplikationsrate von 75 Prozent auf.
Die vier jungen Frauen indes wurden einer neuartigen Behandlung unterzogen, die sich grundlegend von der bisherigen Therapie unterscheidet. Vor acht Jahren, so berichtet das Fachmagazin «The Lancet», erhielten sie eine künstliche Vagina, die im Labor gezüchtet worden war.
Grundlage des Implantats war ebenfalls körpereigenes Gewebe. Die Forscher entnahmen Epithelzellen aus der Genitalregion sowie Muskelzellen, die sie dann vermehrten. Das Gewebe wurde anschliessend auf ein biologisch abbaubares Gerüst in Form einer Vagina aufgebracht, das an die Anatomie der Patientinnen angepasst war. Sechs Wochen später implantierten die Ärzte die künstliche Vagina den Frauen.
Heute, acht Jahre nach der Operation, funktionieren die künstlich gezüchteten Organe nach Angabe der Forscher wie natürliches Gewebe. Die Zellen aus dem Labor lassen sich von den körpereigenen nicht unterscheiden. Alle vier Frauen, so ergab der Befund, waren nun sexuell aktiv und verspürten keine Schmerzen, auch nicht beim Sex. Zudem waren sie zufrieden mit ihrem Lustempfinden und konnten Orgasmen erleben. Eines aber ist auch mit dieser neuen Behandlung nicht möglich: Kinder können die operierten Frauen nicht bekommen. (dhr)
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