Hunderttausende Demonstrantinnen und Demonstranten haben sich in Tel Aviv und Jersualem versammelt; es handelt sich um eine der grössten Demonstrationen in Israel seit dem Wiederaufflammen des Krieges im Oktober 2023.
Die Demonstranten forderten die Beendigung des Gaza-Kriegs und die sofortige Freilassung der Hamas-Geiseln. Zudem riefen sie die israelische Regierung dazu auf, ihre Entscheidung rückgängig zu machen, die Stadt Gaza und andere Gebiete im Gazastreifen einzunehmen. Sie blockierten zahlreiche Strassen im Land, darunter auch eine zentrale Schnellstrasse in der Küstenmetropole Tel Aviv.
Mehr als 30 Menschen wurden nach Angaben der Polizei festgenommen. In Jerusalem wurden Wasserwerfer gegen Demonstranten eingesetzt. Die Organisation der Geiselangehörigen hatte für Sonntag – den Beginn der israelischen Arbeitswoche – zu einem landesweiten Streik aufgerufen. Man werde «das Land zum Stillstand bringen», sagte Einav Zangauker am Samstagabend bei einer Kundgebung – ihr Sohn Matan ist eine von 20 lebenden Geiseln im Gazastreifen. Der mächtige Gewerkschafts-Dachverband Histadrut schloss sich dem Streik zwar nicht an, äusserte aber Verständnis für den Schritt.
Der rechtsextreme israelische Finanzminister Bezalel Smotrich nannte die Protestaktionen in einem Post auf der Plattform X eine «schlechte und schädliche Kampagne, die der Hamas in die Hände spielt». Auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kritisierte die Proteste.
«Diejenigen, die heute ein Ende des Krieges fordern, ohne die Hamas zu besiegen, verhärten nicht nur die Haltung der Hamas und verzögern die Freilassung unserer Geiseln, sondern stellen auch sicher, dass sich die Schrecken des 7. Oktober immer wiederholen werden und unsere Söhne und Töchter immer wieder in einem endlosen Krieg kämpfen müssen», sagte er nach Angaben seines Büros bei einer Kabinettssitzung.
Die Regierung plant in den kommenden Wochen noch eine Ausweitung des verheerenden Krieges, bei dem bisher nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums rund 62'000 Palästinenserinnen und Palästinenser getötet worden sind.
Das neue Ziel Israels ist die Einnahme der Stadt Gaza sowie weiterer Teile des Küstenstreifens. Der israelische Generalstabschef Ejal Zamir sagte, die neuen Einsätze sollten bald beginnen. Bei einem Besuch von Truppen im Gazastreifen erklärte er, man wolle die Schläge gegen die Hamas verstärken, «bis zu ihrer entscheidenden Niederlage». Israel bereitet bereits die Umsiedlung von Zivilisten vor. (les mit Material der sda)