Vermutlich hatten sie die Gefahren der Wüste unterschätzt: Letzte Woche verdursteten zwei französische Touristen im Nationalpark White Sands National Monument in New Mexico. Die Frau und ihr Mann hatten anscheinend ihr Leben geopfert, um ihren neunjährigen Sohn zu retten: Die Eltern hätten jeweils nur einen Schluck Wasser getrunken, während ihr Sohn zwei bekommen habe, sagte ein Polizeisprecher.
Als der Junge gerettet wurde, war er bereits dehydriert. Der medizinische Begriff Dehydrierung (oder auch Dehydratation) beschreibt grundsätzlich einen Flüssigkeitsmangel, also die Tatsache, dass der Körper deutlich mehr Flüssigkeit verliert, als er aufnimmt.
Die Ursachen dafür können vielfältig sein, wie der Zürcher Tropenmediziner Dr. Bernhard Beck erklärt. Neben Durchfall und Erbrechen, die dem Körper bei fiebrigen Erkrankungen besonders viel Flüssigkeit entziehen, ist es vor allem starkes Schwitzen bei hohen Temperaturen und bei starker körperlicher Anstrengung.
In der Wüste – die französische Familie war bei 38 Grad unterwegs – verliert man grosse Mengen an Flüssigkeit. «Zum Beispiel im Grand Canyon, der eine wahre Falle für Touristen ist», sagt Beck. «Jedes Jahr sterben dort mehrere Wanderer. Der Abstieg geht noch leicht, aber beim anstrengenden Aufstieg verlieren sie zu viel Flüssigkeit.»
Der Flüssigkeitsverlust erfolge in der Hauptsache durch das Schwitzen. «Das bemerkt man unter Umständen gar nicht recht, wenn der Wind weht und den Schweiss schnell trocknet», stellt Beck fest. «Man kann über einen Liter pro Stunde verlieren.» Aber auch durch die Atmung gehe Flüssigkeit verloren: bis zu einem Liter pro Tag.
Die Folgen: Durst, Kopfschmerzen, in schweren Fällen Herzrasen. «Der Körper produziert keinen Urin mehr. Die Körpertemperatur steigt, das Gehirn wird nicht mehr genügend durchblutet und am Ende droht der Tod durch Kreislaufzusammenbruch», warnt Beck. Der Salzmangel führe überdies zu Problemen mit den Nieren.
Die Geschwindigkeit, mit der die Dehydrierung eintritt, hänge von mehreren Faktoren ab. Neben der Aussentemperatur spielt die körperliche Anstrengung eine wichtige Rolle. «Gesunde Erwachsene können fünf bis zehn Prozent des Körpergewichts verlieren», sagt Beck. «Bei mehr kann es zu ernsthaften Komplikationen kommen.» Vorerkrankungen, zum Beispiel Kreislaufprobleme, könnten sich zudem negativ auswirken.
Problematisch ist der Flüssigkeitsverlust für Kinder und besonders Säuglinge. «Kinder weisen eine grössere Körperoberfläche im Verhältnis zum Gewicht auf und haben kleinere Reserven», erklärt Beck. Sie seien daher schneller gefährdet.
Um sich nicht in Gefahr zu bringen, sollte man solche Wanderungen gut planen, mahnt Beck. «Dazu gehört, dass man ausreichend Wasser mitnimmt und die Strecke kennt.»