Etwa fünf bis zehn Prozent der Menschen sind «Alltags-Hypochonder». Sie bilden sich Symptome und Krankheiten ein, die gar nicht vorliegen. Dies ist in der Regel kein Grund zur Besorgnis. Anders verhält es sich mit der echten, klinischen Hypochondrie – auch hypochondrische Störung genannt. Davon sind nur sehr wenige Menschen betroffen, aber sie sind psychisch schwer krank. Die Patienten entdecken nicht nur Symptome, sondern befürchten konkret, zum Beispiel an Krebs oder einem Herzleiden zu sterben.
Sind Menschen, die unter Hypochondrie leiden, aber tatsächlich auch eher gefährdet, schwer zu erkranken oder zu sterben? Dieser Frage sind Forscher aus Schweden und Dänemark nachgegangen. Dazu beobachteten sie mehr als 40'000 Menschen über zwei Jahrzehnte hinweg – rund 4000 unter ihnen hatten zuvor die Diagnose Hypochondrie erhalten.
Das Ergebnis der Untersuchung: Im betrachteten Zeitraum verstarben 268 Personen mit Hypochondrie-Diagnose sowie 1761 Personen der Kontrollgruppe. Die Sterberate der ersten Gruppe lag somit deutlich höher. Konkret war das Sterberisiko bei den Hypochondrie-Patienten um 84 Prozent erhöht.
Menschen, die sich übermässig um ihre Gesundheit sorgen, sterben also tendenziell früher als andere. Dies erscheint paradox, da davon auszugehen ist, dass Menschen, die sich ständig um ihre Gesundheit sorgen, auch keine Krankheitszeichen übersehen und generell häufiger zum Arzt gehen.
Fest steht aber: Hypochondrie geht oft mit weiteren Gesundheitsproblemen einher, etwa Erkrankungen des Herzens und der Blutgefässe oder chronischen Angststörungen und Depressionen. Auch bei diesen Befunden haben andere Studien bereits ein höheres Sterberisiko nachgewiesen.
Den Forschern zufolge ist es wahrscheinlich, «dass mehrere Faktoren, die hier zusammenwirken, mit den erhöhten Risiken verbunden sind». So könnte der ständige Stress der Hypochondrie auch Immunschwächen und chronische Entzündungen begünstigen. Ferner seien Lebensstilfaktoren zu berücksichtigen, etwa der Konsum von Alkohol oder anderen ungesunden Substanzen.
Klar erschien jedenfalls, dass das Risiko eines Todes durch Suizid bei Hypochondern um das Vierfache erhöht war. «Ärzte sollten sich darüber im Klaren sein, dass Personen mit Hypochondrie einem Selbstmordrisiko ausgesetzt sind, insbesondere wenn sie ein Leben lang an Depressionen und Angstzuständen leiden», so das Fazit der Forscher.
Es könne schlimme Folgen haben, «die somatischen Symptome dieser Personen als eingebildet abzutun».
Die Krankheitsangststörung ist behandelbar. In erster Linie kommt eine Verhaltenstherapie zum Einsatz. Die Patienten können lernen, mit den Angstsymptomen umzugehen. Oft werden dabei Angehörige mit eingebunden. In manchen Fällen hilft auch die Einnahme von Antidepressiva.