Hände und Füsse, Brüste und Köpfe liegen auf dem Seziertisch. Die Körperteile sind nicht echt, sehen aber so aus. Geschaffen hat sie Navena Widulin aus Gips und Wachs, es sind Entwürfe und fertige Moulagen.
Moulagen – Modelle aus Wachs – waren bis Mitte des 20. Jahrhunderts das wichtigste Lehrmittel in der Dermatologie. Patienten wurden als Vorbild genommen und bildeten krankhafte Körperstellen täuschend echt ab. Heute stehen sie im Museum, doch ihr Comeback in die Medizin steht bevor.
Wachs statt Leichen
«Moulagen sind wieder angesagt, nachdem sie mit der Verbreitung der Farbfotografie an Bedeutung verloren hatten», weiss die 42-Jährige. Die Moulagen, die sie herstellt, sollen Teil einer Lehrsammlung für Studenten werden.
Die alten, nach 1850 entstandenen Modelle zeigen vor allem Hautkrankheiten. Weil es für die im Unterricht besprochenen Erkrankungen nicht immer Vorzeige-Patienten gab, konnten die Dozenten den Studenten die Leiden auf diese Weise zeigen.
Hilfe von Make-up-Artisten
Widulin tauscht sich für ihre Arbeit mit Make-up-Artisten aus. «Die fragen mich, wie Totenflecke oder Moorleichen aussehen. Ich frage nach der Technik. So bin ich auch auf das spezielle Silikon gekommen, mit dem ich die Hautabformungen mache.»
Den Silikonabdruck stabilisiert Widulin anschliessend mit Gips, dann giesst sie die Silikonform mit heissem Wachs aus. Je nach Grundton der Haut mischt sie Ölfarbe in den Wachs. Wenn die Form fertig ist, muss sie noch hauchdünn mit Lasurfarben bemalt werden, so realitätsnah wie möglich. «Moulagen sind im Dazwischen. Sie sehen echt aus, sind sie aber nicht.»
(sda/dpa/lue)