Der Tripper, fachsprachlich Gonorrhoe genannt, ist eine unangenehme Angelegenheit. Die bakterielle Infektionskrankheit, die ausschliesslich Menschen befällt, ist neben den Chlamydien die am weitesten verbreitete sexuell übertragbare Krankheit – jedes Jahr erkranken nach Schätzungen der Weltgesundheits-Organisation WHO rund 60 Millionen Menschen daran, das ist fast ein Prozent der Weltbevölkerung.
Angesichts dieser Zahlen ist es beruhigend, dass die Medizin den Tripper-Erregern, den sogenannten Gonokokken, mit Antibiotika den Garaus machen kann. Leider ist der Behandlungserfolg aber nicht mehr mit Sicherheit gewährleistet: Der Erreger passt sich schnell an und hat bereits gegen mehrere Antibiotika Resistenzen entwickelt.
In Japan wurde 2011 ein Gonokokken-Stamm entdeckt, der auch gegen die aktuell eingesetzten Cephalosporine, eine Gruppe von Breitbandantibiotika, resistent ist. Und vergleichsweise vor kurzer Zeit, im März 2015, tauchten im nordenglischen Leeds Tripper-Erreger auf, die gegen das Medikament Azithromycin resistent sind. Dieses Antibiotikum wird in der Tripper-Therapie üblicherweise zusammen mit dem Antibiotikum Ceftriaxon aus der Gruppe der Cephalosporine verabreicht.
Nun hat Sally Davies, die leitende medizinische Regierungsberaterin (Chief Medical Officer) in England, die Ärzte und Apotheker in der Region um Leeds in einem Brief davor gewarnt, dass «Gonorrhoe eine nicht therapierbare Krankheit» werden könnte. Davies weist in ihrem Schreiben darauf hin, dass eine Ceftriaxon-Injektion stets kombiniert mit Azithromycin – das in Pillenform abgegeben wird – verabreicht werden sollte.
Schon früher dieses Jahr hat die British Association for Sexual Health and HIV (BASHH) davor gewarnt, dass einige Online-Apotheken nur orale Medikation gegen Tripper anböten. Dies ist problematisch, weil es die Entstehung eines multiresistenten Super-Trippers fördert: Für die Gonokokken ist es leichter, eine Resistenz zu entwickeln, wenn nur eines der Medikamente eingesetzt wird. (dhr)