Ein Drogentest auf der spanischen Urlaubsinsel Menorca ist positiv verlaufen – bei rund 3000 Jahre alten Haaren. Wissenschaftler hatten Überreste einer Grabstätte in einer Höhle genauer untersucht und dabei Spuren einer ganzen Reihe bewusstseinsverändernder Substanzen gefunden.
Zu den Substanzen gehören Atropine und Ephedrine sowie Scopolamin – allesamt bekannt dafür berauschend zu wirken. Sie wurden offenbar über verschiedene Pflanzen aufgenommen, wie dem Stechapfel (der noch heute als Rauschmittel verwendet wird) oder der Gemeinen Alraune, die auch als Heilpflanzen Verwendung fanden. Die Erkenntnisse der Studie wurden im Fachjournal «Scientific Journal» veröffentlicht.
La documentación de cabello humano de la Prehistoria reciente es bastante inusual en el Mediterráneo occidental. Un estudio de (Guerra-Doce et al., 2023) sobre los restos de la cueva sepulcral de Es Càrritx (Islas Baleares), datada durante la Edad del Bronce, ha proporcionado pic.twitter.com/nLuccySlnn
— Crónica de Arqueología (@ivandiazsm) April 10, 2023
Zwar war schon bekannt, dass Menschen bereits in der Steinzeit bewusstseinsverändernde Substanzen konsumierten – das belegen Funde in Amerika und Eurasien. Aber aus Europa fehlten bislang Beweise, dass Pflanzen verwendet wurden, um sich zu berauschen. Mit den jetzigen Entdeckungen seien «die ersten Beweise für Drogengebrauch im prähistorischen Europa» gefunden worden, sagte Studienleiterin Elisa Guerra-Doce gegenüber dem US-Sender «CNN». Und zwar möglicherweise als Teil von Ritualen.
Die Es-Càrritx-Höhle, in der die untersuchte Grabstätte liegt, wurde 1995 entdeckt. Sie diente zwischen 1400 und 800 vor Christus als Begräbnisstätte für über 200 Erwachsene und Kinder. Einige der Toten weisen Besonderheiten auf: Ihr Haar wurden nach der Bestattung gekämmt, rot eingefärbt, abgeschnitten und dann in Röhren aus Holz oder Geweihen aufbewahrt.
Dieses Vorgehen wurde bereits bei anderen Grabstätten beobachtet, wobei die Gefässe da jeweils in der Nähe der Leichen aufbewahrt wurden. Aber in Es Càrritx wurden 10 dieser Behälter in einer Nebenkammer versorgt, berichteten die Autoren der Studie. Und ebendiese Haare wurden von den Forschenden um Guerra-Doce auf Drogen hin analysiert. Dabei fanden sie auch heraus, dass der Drogenkonsum fast ein Jahr vor dem Tod stattfand.
(t-online, wan / watson, yam)