Mehr als 500 Jahre lang liegt sie schon vor der Nordküste Haitis: Die «Santa Maria», das Flaggschiff der ersten Expedition von Christoph Kolumbus nach Amerika. Jetzt hat ein Team um den bekannten amerikanischen Unterwasserarchäologen Barry Clifford möglicherweise das Wrack des berühmten Schiffs gefunden.
Sollte sich der Fund bestätigen, wäre es eine der bedeutendsten Entdeckungen in der Geschichte der Unterwasserarchäologie. «Alle geographischen, unterwassertopographischen und archäologischen Indizien deuten stark darauf hin, dass es sich bei diesem Wrack um das Flaggschiff von Kolumbus handelt», sagte Clifford laut independent.co.uk.
Die Forscher wollen nun detaillierte archäologische Untersuchungen am Wrack vornehmen. Bisher beschränkten sie sich darauf, die Überreste des Schiffs zu vermessen und zu fotografieren.
Die «Santa Maria», vom Schiffstyp her eine Karavelle oder Karacke, war grösser als die «Niña» und die «Pinta», die beiden anderen Schiffe der kleinen Flotille, mit der Kolumbus nach Ostasien segeln wollte – und stattdessen Amerika entdeckte. Das Flaggschiff lief am Weihnachtstag 1492 auf eine Sandbank oder ein Riff vor der Insel Hispaniola, auf der heute Haiti und die Dominikanische Republik liegen.
Aus dem Holz des gestrandeten Schiffs bauten die Spanier ihre erste Siedlung in der Neuen Welt, La Navidad. Das Fort bestand nur kurze Zeit, bis es von den Einheimischen niedergebrannt wurde. 2003 konnten Archäologen den Ort bestimmen, an dem La Navidad wahrscheinlich gegründet worden war.
Mit dieser neuen Information konnte Clifford die Logbücher von Kolumbus auswerten, um das Wrack zu finden. Das Team um Clifford untersuchte in der Folge mit modernsten Geräten mehr als 400 verdächtige Stellen am Meeresboden vor der Nordküste Haitis und konnte schliesslich ein kleines Areal eingrenzen, in dem es nun das Wrack fand. (dhr)