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Weltkrieg: Alliierte Bombenangriffe auf die Schweiz

Vor 75 Jahren regnete es Bomben auf die Schweiz

Im Zweiten Weltkrieg bombardierten alliierte Flugzeuge mehrmals irrtümlich Schweizer Städte. Zürich und Basel traf es gleich mehrfach, doch am meisten Opfer gab es in Schaffhausen und Stein am Rhein. Die letzten tödlichen Angriffe wurden am 4. März 1945 geflogen.
15.12.2015, 10:0316.12.2015, 10:03
Daniel Huber
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Bomben auf die Schweiz
16./17. Dezember 1940: Ein Nachtangriff der Royal Air Force auf Basel fordert vier Menschenleben. (Bild: Keystone/Photopress-Archiv/Milou Steiner)
quelle: photopress-archiv / milou steiner,
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Nur wenige Tage nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 flogen britische Bomber ihren ersten Angriff auf eine deutsche Stadt. Bis zum Ende des Krieges zerstörten die alliierten Luftstreitkräfte zahllose deutsche Städte. Berüchtigt waren besonders die verheerenden Angriffe auf Hamburg im Sommer 1943 («Operation Gomorrha») und auf Dresden im Februar 1945.  

Völlig zerstört: Dresden nach den Luftangriffen vom Februar 1945. 
Völlig zerstört: Dresden nach den Luftangriffen vom Februar 1945. 
Bild: AP ADN

Aber auch in der neutralen Schweiz heulten die Luftsirenen: Während des gesamten Krieges wurde 7379-mal Fliegeralarm ausgelöst. 70-mal warfen britische oder amerikanische Bomber ihre tödliche Last über der Schweiz ab, vor allem über den Grenzkantonen. 

Bei all diesen Luftangriffen, die nach heutigem Wissensstand allesamt irrtümlich erfolgten, starben insgesamt 84 Menschen; hunderte wurden verletzt. Die Sachschäden beliefen sich auf rund 65 Millionen Franken. Hier ein Überblick über die folgenreichsten Angriffe:

  • 17./18. Dezember 1940: Ein Nachtangriff der Royal Air Force auf Basel fordert vier Menschenleben. 
  • 23. Dezember 1940: Ein verirrter britischer Wellington-Bomber bombardiert Zürich. Höngg und das Eisenbahnviadukt im Industriequartier werden getroffen, Brandbomben fallen auf die Zahnradfabrik Maag. Ein Mensch kommt ums Leben, mehrere werden verletzt. 
  • 17. Mai 1943: Ein britischer Nachtangriff auf Zürich hinterlässt Bombentreffer bei der Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon und entlang der Bahnlinie Seebach-Affoltern-Wettingen. 
  • 1. April 1944: 15 US-Bomber vom Typ B-24 Liberator werfen in 40 Sekunden knapp tausend Brand- und Sprengbomben über Schaffhausen ab. Dieser schlimmste Luftangriff auf eine Schweizer Stadt kostet 40 Menschen das Leben. 271 weitere werden zum Teil schwer verletzt, 465 obdachlos. 
Die Bombardierung Schaffhausens.Video: Youtube/WW2 Schweiz
  • 29. Oktober 1944: Zwei US-amerikanische P-47-Jagdbomber greifen den Bahnhof von Le Noirmont JU an. Zwei Personen werden verletzt.
  • 9. November 1944: US-Bomber werfen 20 Sprengbomben über dem Glattfelder Weiler Rheinsfelden ab. Drei Tote und mehrere Verletzte sind die Folge. 
  • 25. Dezember 1944: Neun Bomber werfen 18 Sprengbomben über einem Fabrikareal in Thayngen ab. Ein Stellwerkwärter kommt ums Leben. 
  • 22. Februar 1945: Ein einzelner Bomber der US-Air Force bombardiert Stein am Rhein. Sechs Wohnhäuser werden total zerstört, dabei kommen neun Menschen ums Leben, 15 werden schwer verletzt. 
    Am gleichen Tag bombardieren US-Flugzeuge Vals GR, Tägerwilen TG, Neuhausen am Rheinfall und Beringen SH. Ein Volltreffer in Rafz ZH löscht eine Familie mit drei Erwachsenen und fünf Kindern aus.
  • 4. März 1945: Sechs US-Bomber des Typs B-24 Liberator bombardieren Zürich. Das Quartier bei der Landwirtschaftlichen Schule Strickhof wird von 50 Sprengbomben und sechs Brandsätzen getroffen; fünf Menschen kommen ums Leben. 
    Gleichentags belegen neun US-Flugzeuge den Güterbahnhof Wolf in Basel mit 12,5 Tonnen Sprengbomben und fünf Tonnen Brandsätzen. Dabei entstehen vornehmlich beim St.Albanring und im Gundeliquartier Schäden.
Film der Eighth Air Force über die B-24 Liberator (engl.).Video: Youtube/ZenosWarbirds
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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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obi
26.02.2015 17:21team watson
Dani - was sagt die Geschichtswissenschaft zur These, dass Schaffhausen bewusst angegriffen wurde; konkret den Güterbahnhof, wo deutsches Kriegsmaterial um rangiert wurde?
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Sapere Aude
15.12.2015 10:18registriert April 2015
Interessanter Artikel. Mich würde noch interessieren, wie die Schweiz auf Luftraumverletzungen durch Flugzeuge der Allierten und Achsenmächte reagiert hat.
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Boniek
26.02.2015 13:59registriert März 2014
Nur zur Präzisierung: In Vals gab es zwei Todesofper. Ein zweieinhalb Jahre alter Junge verstarb während eines Spaziergangs auf dem Dorfplatz in den Armen seiner Mutter. Er war am Hinterkopf von einem herumfliegenden Stein getroffen worden. Dazu sass ein Landwirt gerade am Mittagstisch, als er von einem Bombensplitter getroffen wurde. Er erlag am folgenden Tag im Spital seinen inneren Verletzungen.
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