Wie wäre es, wenn die Schweiz am Meer läge? Es würde nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Tourismusindustrie enorm verbessern, sondern wäre auch die physische Erfüllung einer Forderung der Jugendbewegung in den Achtzigerjahren nach einem erweiterten Horizont: «Nieder mit den Alpen! Freie Sicht aufs Mittelmeer!»
Tatsächlich hatte das Gebiet, auf dem sich heute die Eidgenossenschaft breitmacht, einst eine Küste. Und die Alpen gab es damals noch nicht. Vor 220 Millionen Jahren sah die Weltkarte noch deutlich anders aus als heute: Nahezu die gesamte Landmasse des Planeten bildete einen einzigen Kontinent, den Superkontinent Pangaea.
Seit der deutsche Geologe Alfred Wegener (1880-1930) seine Theorie der Kontinentalverschiebung publizierte, weiss man, dass die Kontinentalplatten nicht fest an Ort bleiben, sondern umherwandern. Dabei sind in der Erdgeschichte schon mehrmals sogenannte Superkontinente entstanden, die fast die gesamte Landmasse der Erde umfassten: Rodinia zum Beispiel, oder Pannotia. Der letzte Superkontinent Pangaea existierte etwa vor 300 bis 150 Millionen Jahren.
Der italienische Blogger Massimo Pietrobon hat sich die Mühe gemacht, die heutigen politischen Grenzen so gut wie möglich auf die Landmasse Pangaeas zu übertragen. Seine Karte eröffnet neue Perspektiven und zeigt überraschende Nachbarschaften: So würden die USA direkt an Marokko und Mauretanien grenzen – und damit an die arabische Welt. Tibet hingegen wäre sehr weit von China entfernt.
Die afroamerikanische Bevölkerung in der Neuen Welt wäre wiederum unmittelbar mit den Gebieten verbunden, aus denen ihre Ahnen als Sklaven entführt wurden. Was die Briten dazu sagen würden, dass ihre Heimat keine Insel mehr wäre, wollen wir uns lieber nicht ausmalen. Wer weiss, vielleicht wäre dann immerhin ihr Verhältnis zur Rest-EU besser.