Im Rahmen eines Lehr- und Forschungsprojektes sei es erstmals gelungen, ein tragendes Gewölbe aus nicht stabilisierten Stampflehm-Elementen zu bauen, teilte die ETH mit. Am Dienstagabend wurde das ungewöhnliche Bauwerk im Beisein von ETH-Rektor Lino Guzzella eingeweiht.
Geleitet wurde das Projekt von Gian Salis, der als Dozent an der Professur für Architektur und Konstruktion von Anette Spiro tätig ist. Es sollte den Studierenden Gelegenheit geben, sich nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch mit dem Baustoff Lehm auseinanderzusetzen.
Lehm gehört zu den ältesten Baumaterialien überhaupt. Während Jahrhunderten wurden damit in Afrika und im Mittleren Osten Häuser, Ställe, Moscheen und Paläste gebaut. Mit dem Siegeszug von Beton verlor Lehm als Baumaterial jedoch an Bedeutung.
Lange Zeit waren auch die Möglichkeiten der Konstruktion und Gestaltung mit Lehm beschränkt. Lehm kann zwar Druck-, aber keine Zugkräfte aufnehmen. Und er wird erst beim Trocknen fest und braucht dafür relativ lange. Der Bau von Decken und Bögen war bislang nur über den Umweg von Lehmziegeln und Mörtel möglich.
Im Rahmen eines Workshops loteten Architekturstudenten unter der Anleitung des Stampflehm-Experten Martin Rauch, der zurzeit als Gastdozent an der ETH lehrt, neue Konstruktionsmöglichkeiten aus. Nach ersten Modellversuchen wurden in einer Werkhalle 19 Stampflehm-Elemente gefertigt, aus denen später auf dem Hönggerberg die Kuppeln und Bögen zusammengesetzt wurden. Nach zweimonatiger Trocknung wurden die Elemente diesen Sommer mit Hilfe eine Pneukrans zusammengesetzt.
Die Studierenden erfuhren dabei vor Ort mit eigenen Händen, wie sich das zuvor Geplante praktisch umsetzen liess. Ganz auf herkömmliche Materialien konnten die Lehmbauer bei der Errichtung des fünf Meter hohen Unterstandes aus sechs weiten Bögen und sechs gegen aussen hin geöffneten Gewölben nicht verzichten. Zuerst musste nämlich ein Fundament aus Beton erstellt werden. Und damit der Kern des Stampflehm-Baus trocken bleibt, schützt ein Metallblech das Dach vor Regen.
Das Gewölbe soll in den nächsten Jahren nicht nur als Treffpunkt, sondern auch als Forschungsobjekt dienen. Studierende sollen die Verwitterung von vorgefertigten Stampflehm-Elementen erforschen und neue Erkenntnisse zur Materialstabilität gewinnen können, wie die ETH schreibt. (dhr/sda)