Die amerikanischen Biologie-Dozenten Bruce Cantrell und Jessica Fain haben einen neuen Weltrekord für die längste Zeit unter Wasser aufgestellt: Sie verbrachten 73 Tage, 2 Stunden und 34 Minuten in einer Kapsel in knapp zehn Metern Tiefe. Damit knackten sie die im Jahr 1992 aufgestellte Bestmarke von 69 Tagen. Es sei schön, endlich wieder die Sonne auf der Haut zu spüren, sagte Fain.
Seit dem 3. Oktober harrten die Wissenschaftler in einer Stahlkapsel mit dem Namen Jules Undersea Lodge aus, die in der Lagune Key Largo im US-Bundesstaat Florida liegt. Eine kleine Kochzeile, zwei Schlafkammern und ein Fernseher boten in dem 28 Quadratmeter grossen Unterwasser-Quartier fast so viel Komfort wie ein Wohnwagen. An dem Versuch waren mehr als 40 Helfer beteiligt.
Last selfie before we surface! 2 hours until we see the sunshine! #classroomunderthesea @aquanautjess pic.twitter.com/JgakWNYAlm
— Bruce Cantrell (@AquanautBruce) 15. Dezember 2014
Durch Bullaugen konnten Cantrell und Fain die Unterwasserwelt um sie herum beobachten. Per Telefon und Internetzugang kommunizierten sie zudem mit Journalisten, Schulklassen und Freunden. Auch ihre Studenten hielten sie über das Leben unter Wasser auf dem Laufenden: In virtuellen Vorträgen informierten sie wöchentlich etwa über den Schutz der Meere und Themen aus der Meeresbiologie.
Der Unterwasser-Lebensraum wurde rund um die Uhr von Fachleuten an Land überwacht. Bevor das Experiment startete, hatten Retter geprobt, wie sie Verletzte im Notfall innerhalb von Minuten nach oben holen können. Denn in dem Fall, dass die Systeme versagt und keine Druckluft mehr nach unten gepumpt hätten, wäre die Lodge innerhalb von kürzester Zeit voller Wasser gelaufen.
Doch bis auf ein paar kleinere Zwischenfälle lief alles nach Plan: Einmal musste ein Arzt hinabtauchen, um den 63-jährigen Cantrell wegen einer Infektion zu behandeln. Ausserdem musste die Festplatte von Cantrells Laptop ausgetauscht werden, da sie dem Druck unter Wasser nicht stand hielt.
Heiterkeit gab es offenbar trotzdem viel im Unterwasser-Container: Fain verkleidete sich als Meerjungfrau, setzte aussen kleine Spielzeug-Figuren vor die Bullaugen und lockte Fische an. Zu Halloween bekamen die beiden Süssigkeiten per Kurier geschickt und drehten einen Horror-Kurzfilm. In dem kommt Cantrell als Monstermensch aus der Toilette getaumelt und stirbt dann einen dramatischen Tod. Zudem stattete der berühmte Astronaut Buzz Aldrin den beiden einen Besuch ab.
Die Biologen sind zufrieden. «Im Handumdrehen» würde Cantrell sich so ein Abenteuer wieder vornehmen, sagt er. Sie freue sich nun vor allem auf ihren Hund, der sie anders als ihr Partner und ihre Familie nicht in der Kapsel besuchen konnte, sagte Fain. Erleichtert zeigte sich auch Owen Driskill, Sprecher des Roane State Community College: «Wir sind froh, unseren Dozenten wieder bei uns zu haben.» (kry/mxw/dpa)